Ski total vom Koaser bis Ki-West

Die Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental ist eines der größten Skigebiete in Österreich

von Tim Schweiker

90 Bahnen, 284 Pistenkilometer und 77 Hütten - in der Skiwelt Wilder Kaiser hat man eine unglaublich große Auswahl. Vor allem für Genuss-Fahrer und Familien bietet der Verbund ein ideales Terrain.

Ski-Momente, die bleiben. An diesem Morgen bietet sich von der Bergstation der Scheffauer Brandstadl-Bahn ein fantastischer Ausblick: Das Dorf liegt unter einer dichten Nebeldecke. Und aus der ragt das schroffe Massiv des Wilden Kaisers in den strahlend blauen Himmel. Vom „Koaser“ schweift der Blick über die Leoganger Steinberge und das Kitzbüheler Horn bis ins Glockner-Gebiet.

„Auf geht’s, pack mer’s.“ Anita Baumgartner, Marketing-Leiterin der Skiwelt Wilder Kaiser und nicht nur aus beruflichen Gründen eine leidenschaftliche Skifahrerin, macht Tempo. Mit 90 Bahnen und 284 Pistenkilometern gehört die Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental zu den ganz Großen. „Bei uns muss man in einem Skiurlaub keinen Lift zweimal fahren – wenn man nicht will“, sagt Anita Baumgartner. Und so kommen wir über perfekt präparierte Carving-Autobahnen und ideal geneigte Genuss-Hänge über Eiberg und Zinsberg im Lauf des Vormittags zum 1829 Meter hoch gelegenen Gipfel der Hohen Salve.
Die markante Kuppe mit der Wallfahrtskapelle ist so etwas wie das Wahrzeichen der Skiwelt – und auch von hier bietet sich eine phänomenale Aussicht, bis weit hinein ins benachbarte Kitzbüheler Skigebiet. Doch bevor wir uns bis an die Grenze der Skiwelt wagen, hat uns Anita Baumgartner noch viel zu erzählen.

Bei einem deftigen Tiroler Mittagessen mit Gröstl, Kasspatzn und anderen Energielieferanten in Europas höchst gelegenem Drehrestaurant bekommen wir einen Einblick in die Geschichte der Skiwelt. Dass die Skiwelt heute in der ersten Liga der großen Skigebiete mitspielt, ist Menschen zu verdanken, die schon vor 40 Jahren auf Zusammenarbeit statt Kirchturmdenken gesetzt haben. 1977 schlossen sich die Bergbahnen von sechs Orten zwischen Brixental und Wilder Kaiser zusammen.

Das wurde anfangs von der Konkurrenz belächelt – heute liegen solche Zusammenschlüsse längst im Trend. Dabei waren die Anfänge eher bescheiden. Hohe Salve, Zinsberg, Hartkaser und Astberg waren damals als Wintersportgebiete eher unbekannt. Der Bau des ersten Liftes 1947 läutete den Einstieg in die Welt des Skisports im Brixental ein.

Und schon damals gab’s Neuheiten, die für Aufsehen sorgten. So wurde 1947 mit einer Länge von 2830 Meter in Hopfgarten der längste Sessellift Europas und 1948 in Westendorf Österreichs größter Skilift gebaut. Anlagen in Söll, Scheffau, Brixen, Ellmau und Going, später noch Itter, folgten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. 1970 wurde die damals längste Standseilbahn Europas in Ellmau gebaut, 1988 die erste 8er-Sesselbahn Europas in Söll und 2008 der erste solarbetriebene Lift der Welt in Brixen im Thale.

Neue Bahnen und eine immer größere Pistenvielfalt schufen immer bequemere Verbindungen zwischen den einzelnen Orten. Nach einigen schneearmen Wintern wurden in den 1990er Jahren die ersten Schneeanlagen installiert. Mittlerweile gibt es 15 Speicherseen zur Schneeerzeugung. Das Besondere: Der Strom für den Betrieb des Skigebiets und zur Schneerzeugung stammt zu 100 Prozent aus der Tiroler Wasserkraft. Im Herbst 2017 bekam die Skiwelt den Ökologiepreis bei den „The Telegraph World Snow Awards“.

In den letzten Jahren wurden alte Zubringerlifte durch moderne Gondelbahnen ersetzt, die meisten Schlepplifte durch Sesselbahnen. Die Umweltverträglichkeit bleibt im Fokus: Das neue GPS-Schneemess-System erlaubt eine ressourcenschonende Schneeerzeugung und Pistenpräparierung.
Für uns geht’s mit einer Überraschung weiter. An der Simonalm, glegen an der Piste 44 in Hochsöll, erwarten uns zwei Hexen. Die lassen’s nicht nur giftgrün rauchen, sondern schenken auch wunderbar Wärmendes aus. Ein gelungener Spaß, nicht nur für die Skischul-Kinder.

Und es gibt noch viel mehr zu entdecken in der Skiwelt. Etwa die Pisten von Brixen im Thale. Von hier aus fahren wir mit der Gondel hinauf zur Choralpe. Von dort geht’s weiter zum Gampenkogel. Eine genüssliche Abfahrt noch in der Sonne und wir sind an der Grenze zwischen dem zur Skiwelt gehörenden Westendorf und dem benachbarten Skigebiet Kitzbühel. Und so heißt hier auch die gemütliche Hütte, auf der wir es uns einmal mehr bei Tiroler Schmankerln gut gehen lassen: Ki-West. Wer hier vollends ins Tal abfährt, kann den ständig pendelnden Skibus nehmen und ist in wenigen Minuten am Einstieg des Skigebietes Kitzbühel – wo für die Unersättlichen weitere 179 Pisten-Kilometer warten.

Wir bleiben freilich in der Skiwelt. Denn Genuss steht hier nicht nur auf den sage und schreibe 77 Hütten im Vordergrund. Mit überwiegend blauen und vor allem roten Pisten ist die Skiwelt ein ideales Terrain für Familien und entspannte Genuss-Skifahrer. Wer es zwischendurch doch mal krachenlassen will, kommt trotzdem auf seine Kosten. Zum Beispiel auf der Moderer Abfahrt vom Brandstadl oder auf der nördlichen Gipfelabfahrt von der Hohen Salve. Die steilste Piste hat mit 80 Prozent Gefälle Westendorf mit der Alpseite-Abfahrt zu bieten.

Wer tagsüber noch nicht genug bekommen hat, fährt abends nach Söll. Natürlich auch zum Aprés-Ski, vor allem aber zum Flutlicht-Skifahren. Denn in Söll bilden zwei Gondelbahnen, zwei Sessellifte und fünf beleuchtete Abfahrten das größte Nachtskigebiet Österreichs.

Wir entscheiden uns nach einem genüsslichen Fondue auf der Stöcklalm zur Abfahrt mit dem Schlitten. Die beleuchtete Mondrodelbahn sorgt für vier Kilometer puren Rodelspaß. Auch mal ohne Ski: Momente, die bleiben.

Infos

Alle Informationen zur Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental unter www.skiwelt.tirol

Tipp: Bei den Familienskiwochen fahren von 10. März bis 8. April 2018 alle Kinder bis 15 Jahre gratis.

Übernachten: Die neu eröffnete Kaiserlodge im Zentrum von Scheffau kombiniert Bodenständigkeit und Luxus auf besonders elegante Weise. Mehr unter www.kaiserlodge.at

Anreise: In dreieinhalb Stunden mit dem Auto über München und Kufstein. Oder ganz bequem mit der Bahn bis Kufstein oder Wörgl. In 20 Minuten ist man von dort mit dem Bus in der Skiwelt. Mehr unter www.bahn.de/tirol