"Eine Spur ist ein schlechter Ratgeber"

Tipps für Touren- und Freeride-Einsteiger von Bergführer Wolfgang Schmid

von Steffen Müller

„Man sollte fit genug sein, sich im Gelände auskennen, richtig ausgerüstet und dafür bereit sein, sich das notwendige Wissen dafür anzueignen.“ Das empfiehlt der Allgäuer Berg- und Skiführer Wolfgang Schmid Touren- und Freeride-Einsteigern.

Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um wirklich Spaß im Gelände zu haben?
Wolfgang Schmid: „Viele Menschen, die im Gelände unterwegs sind, überschätzen sich maßlos und sind bei einer eventuellen Rettung auf professionelle Hilfe angewiesen. Will man weg von den Pisten, braucht man die nötige Ausrüstung und das Wissen, mit dieser umzugehen. Pflicht sind LVS-Gerät, Schaufel und Sonde. Dazu Gebietskenntnisse sowie ein Grundwissen, was ich bei welchen Verhältnissen fahren kann. Basis für die richtige Entscheidung ist der Lawinenlagebericht. Abgesehen von den objektiven Gefahren sollte man in jedem Schnee fahren können und taktisch geschult sein. Es ist wichtig, zu wissen, was man tut. Nicht jede Abfahrtsspur ist für jeden geeignet darin abzufahren.“

Welcher Fehler begegnet dir am häufigsten?
Wolfgang Schmid: „Tourengeher und Freerider ohne Lawinenausrüstung, die sich in Gefahr bringen, ohne zu wissen, was sie da wirklich tun. Ein weiteres Problem sind Menschen, die sich überfordern und zur falschen Zeit im falschen Hang unterwegs sind. Die meisten folgen vorhandenen Spuren und können sich nicht orientieren. Da hilft auch kein GPS.  Viele sind in der Abfahrt überfordert und müssen haarsträubende Stürze erfahren. Ein Wochenendkurs könnte dabei viel zum Guten verändern.“

Welche Rolle spielt die Fitness?
Wolfgang Schmid: „Fitness beeinflusst unsere Abfahrts- und Tourenziele, schlechte Fitness schränkt – gerade im Aufstieg – ein. Für die Abfahrt kann eine gute Ausrüstung viel helfen. Beim Testen  merkt man schnell, dass man sich mit modernem Material viel leichter tut. Für Ski empfehle ich in der Skimitte einen mindestens 90 Millimeter breiten Ski.“

Bruchharsch ist für viele der Spaßkiller Nummer 1. Hast du einen ultimativen Tipp, wie man auch damit zurechtkommt?
Wolfgang Schmid: „In der Regel treffe ich diesen bei einer richtigen Abfahrtswahl eher selten. Entscheidend ist, dass man auf der richtigen Hangseite und der richtigen Höhe unterwegs ist. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wenn es sich doch mal nicht vermeiden lässt,  gibt es den Ansatz, darüber zu schweben und mit Gefühl zu fahren, das ist für leichte Fahrer mit breiten Ski optimal. Die Lösung vieler Männer ist, den Harschdeckel zu brechen. Das erfordert viel Kraft, die ich mir mit einer guter Technik sparen könnte.“

Stichwort Sicherheit. Sollte man als Einsteiger nur mit Bergführer unterwegs sein?
Wolfgang Schmid: „Das empfiehlt sich und man kann mit Spaß einiges lernen. Nach einem Wochenende ist man schon so weit, dass man kleine Touren selbstständig durchführen kann. Sicherheit ist als Einsteiger elementar wichtig und ein Kurs Voraussetzung für den Skitouren-Einsteiger, so wie beim Autofahren der Führerschein.“

Infos

Zur Person

Wolfgang Schmid ist staatlich geprüfter Ski- und Bergführer, Skilehrer und Inhaber der „Bergwelt Oberstaufen“. Am liebsten ist der Allgäuer auf Tourenski direkt vor der Haustür in der Nagelfluhkette oder im nahe gelegenen Vorarlberg oder in Graubünden unterwegs. Später im Winter zieht es ihn in die Südalpen und zum Abschluss der Saison ins Fjordland Norwegens, wo er so Mitte Mai seine Touren-Saison beendet. Hierbei kommt er auf ungefähr 150 Skitage und viele tolle Abfahrten im Pulver und Firn.

www.bergwelt-oberstaufen.de