Der Cerro Torre zeigt die kalte Schulter

Markus Pucher auf Winter-Expedition in Patagonien

von Steffen Müller

Alle guten Dinge sind drei. "Es wird auf jeden Fall ein großes Abenteuer und mein Ziel ist es gesund wieder nach Hause zu kommen", sagte Markus Pucher vor dem Aufbruch zu seiner diesjährigen Paragonien-Expedition. Der 40-jährige Extrembergsteiger erreichte zwar auch bei seinem zweiten Versuch einer Wintersolobegehung des Cerro Torre den Gipfel nicht, doch er hat sein Ziel noch lange nicht aus den Augen verloren. Zu viel Schnee in der Wand machte das Unterfangen diesmal unmöglich. Auch am Fitz Roy machten die Schneemassen Pucher einen Strich durch die Rechnung. Am Cerro Pollone klappte es schließlich mit dem Gipfel, der dem Kärntner vor allem auf den letzten Metern alles abverlangte. 

Kommendes Jahr nimmt Pucher einen neuen Anlauf am Cerro Torre. Für Abenteuer Alpen hat er seine Erlebnisse der aktuellen Expedition zusammengefasst:

"Vom 18. August bis 22. September 2016 war ich in Patagonien, mein Projekt war es, die erste Wintersolobegehung des Cerro Torre zu machen und auch eine Wintersolobegehung am Fitz Roy.

Am Cerro Torre:
Das Problem waren die letzten 40 Meter, es war einfach zu viel Schnee an der Wand, es war einfach unmöglich zu klettern. Ich hätte einen Tunnel graben müssen, aber hätte dafür viel zu lange gebraucht, deshalb habe ich mich entschieden, wieder umzukehren, auch wenn der Gipfel zum Greifen nah war. Diese Entscheidung war natürlich sehr hart, da ich ja schon letztes Jahr versucht habe eine Winterbegehung zu machen.

Am Fitz Roy:
Das Problem waren auch hier die Verhältnisse, es war nur sehr wenig Eis in der Route, dafür aber viel Schnee, was das Klettern sehr mühsam und auch gefährlich machte. Ich hatte auch kein wirklich gutes Gefühl und war sehr müde nach sehr anstrengenden zehn Stunden, teilweise bis zum Bauch im Schnee! Lieber nächstes Jahr dachte ich mir, die Berge laufen nicht weg.

Nächstes Jahr fliege ich wieder nach Patagonien und werde versuchen mein Projekt zu verwirklichen und endlich auf dem Gipfel zu stehen, alleine im Winter.

Auf dem Cerro Pollone:
Nachdem ich schon den Cerro Torre und den Fitz Roy versucht hatte und bei beiden Bergen das Problem mit dem Schnee gehabt habe, dachte ich mir, ich versuche den Cerro Pollone. Die Kletterei ist nicht so technisch schwierig, nur die letzten fünf Meter auf den Gipfel haben es in sich. Es haben schon einige Leute und Seilschaften kurz unter dem Gipfel umgedreht, ich konnte die letzten schwierigen Meter technisch kettern. Cara sur, mit einer anderen Einstiegsvariante, weiter rechts. Ja ich bin am Gipfel gewesen, das heißt ich bin oben gestanden. Für mich ist es schon ein großer Unterschied ob man am Gipfel steht oder vier Meter darunter, vor allem wenn die Schlüsselstelle so wie beim Pollone die letzten Meter sind. Es war sehr gefährlich die letzten Meter zu klettern, ich habe beim letzten Zug mein Eisgerät an eine Schlinge gebunden und auf einen kleinen Vorsprung geworfen, dann bin ich die letzten Meter technisch auf den Gipfel geklettert. Das war ein großes Problem und auch Risiko was ich auf mich genommen habe, um da oben zu stehen. Der Pollone ist wirklich ein spezieller Berg, einzigartig, aber wenn du am Gipfel stehst , also ganz oben, dann weißt du dass das der Gipfel ist.
Das Wetter war in diesem Winter viel besser als letztes Jahr, die Verhältnisse waren für Felstouren wie zum Beispiel am Torre Egger sicher viel besser als für Eistouren. Es war heuer nicht sehr viel Eis, aber dafür viel Schnee in den Rinnen. Aber das wird sicherlich jedes Jahr anders sein, man braucht schlussendlich schon etwas Glück das man gute Verhältnisse hat, im Fels und auch im Eis.

Das schöne ist aber, dass du ganz alleine in den Bergen bist, es sind fast keine Bergsteiger unterwegs im Vergleich zum Sommer. Das macht das Bergsteigen im Winter für mich so schön. Also, nächstes Jahr wieder Patagonien, Cerro Torre und Fitz Roy,bis dahin habe ich ein paar Solo Projekte in den Alpen."