Auf das Fell kommt es an

Interview mit contour-Chef Werner Koch

von Steffen Müller

Man kann als Tourengeher und Freerider stunden- und tagelang Tests und Erfahrungsberichte über Ski, Pin- und Rahmenbindungen, Schuhe, Sicherheitsausrüstung und alles Mögliche lesen. Etwas stiefmütterlich werden die Steigfelle behandelt - dabei tragen die maßgeblichen zu einer gelungenen oder völlig vermasselten Tour bei. Damit letzteres nicht geschieht, steht hier alles, was man in Sachen Felle wissen sollte - von Adhäsions-, Hybrid- und klassischer Klebetechnologie bis hin zum Thema Mohair- Synthetik- oder Mischfell auf der Unterseite.

Abenteuer Alpen sprach mit Werner Koch, Geschäftsführer von Koch alpin und Hersteller der contour-Felle, über die neuen Technologien und das passende Fell für den jeweiligen Einsatz.

Gleich vorweg - haben klassische Klebefelle ausgedient?

Werner Koch: "Nein, keinesfalls. Der klassische Schmelzkleber hat noch genauso seine Daseinsberechtigung, wie die neu entwickelten Kleberarten. Bei einer langen Durchquerung wie der Haute Route werden die eingefleischten Tourengeher sicher nach wie vor zur klassischen Variante greifen, weil das Fell auch bei etwas Schnee auf dem Belag noch funktioniert und man einfach sorgloser damit umgehen kann."

Wie unterscheidet sich die Adhäsions-Technologie vom herkömmlichen Kleber?

Werner Koch: "Adhäsions-Felle kommen ohne klassischen Kleber aus und funktionieren ausschließlich durch molekulare Anziehungskraft. Deshalb sind sie besonders leicht in der Handhabung. Man benötigt keine Kraft um sie vom Ski zu bekommen, beziehungsweise um zusammengelegte Felle auseinander zu ziehen. Gerade bei trockenen, großen Flächen funktioniert die Technologie tadellos. Felle mit Silikonbeschichtung sind auch äußerst einfach zu reinigen. Für Gelegenheits-Geher sind sie prädestiniert. Allerdings haben diese Felle auch Nachteile. Sie sind zum Beispiel beim Spuren im Neuschnee anfälliger und haften auf feuchten Belägen schlechter. Auch die Verbindung zur Fellseite ist nicht ganz so stabil wie bei herkömmlichen Kleberarten."

Die eierlegende Wollmilchsau ist also bei beiden Typen nicht dabei...

Werner Koch: "Genau. Deshalb haben wir die Hybrid-Technologie entwickelt, die das Beste aus beiden Welten vereint. Die gute Verbindung zum Fellrücken ist damit ebenso gewährleistet wie die einfache Handhabung. Die Verbindung zur Fellunterseite erfolgt durch einen Kleber mit starker Haftung, die zum Skibelag mit einer zweiten, leicht lösbaren Haftschicht. Das funktioniert hervorragend und die Tourengeher und Freerider nehmen die Hybrid-Felle begeistert an."

Mohair, Synthetik oder Mischgewebe. Welche Fellart eignet sich für welchen Einsatz?

Werner Koch: "Grundsätzlich haben reine Mohairfelle die besten Gleiteigenschaften, sind aber etwas weniger robust. Man geht hier von einer Haltbarkeit von rund 80 Touren aus, geht man viel im Pulver halten sie deutlich länger. Reine Synthetik-Felle sind am haltbarsten, gleiten aber nicht besonders gut. Für Pistentouren und grundsätzlich als guter Kompromiss bieten sich Mischfelle an."

Was macht man eigentlich gegen das nervige und kraftraubende Aufstollen?

Werner Koch: "Gut imprägnierte Felle sind die beste Versicherung. Bei manchen Bedingungen hilft aber auch das nicht. Zur Sicherheit sollte man immer ein kleines Wachsblöckchen dabeihaben, um nachimprägnieren zu können."

/ Werner Koch

Infos

Koch alpin, der Hersteller der contour Felle aus Österreich hat mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Steigfellen.

Mehr unter www.kochalpin.at im Internet.