Die Super-Ferrata am Dachstein

Drei Klettersteige, drei Herausforderungen und alles an einem Tag

von Saskia Drechsel

Wer die Super-Ferrata Dachstein wagt, dem bietet sich ein ganz besonderes Erlebnis voller Anstrengung, Ausgesetztheit und wunderbarer Bergpanoramen. Auf der, von vielen als längste und schwerste Klettersteigtour der Alpen bezeichnete, Route bezwingt der Ferratisti 1.200 Höhenmeter, verteilt auf die Klettersteige Anna, Johann und den Schulteransteig auf den Hohen Dachstein.

Ein Steig der Superlative

Los geht es nach einer rund 20-minütigen Wanderung von der Talstation der Dachsteinseilbahn aus zur Dachsteinsüdwandhütte und weiter zum Fuße des Mitterstein. Unter der Wand findet sich der Einstieg zum Klettersteig der Superlative. Jetzt wird es ernst: Die Helme werden aufgesetzt, die Gurte angelegt und die Wand in Angriff genommen. Ein moderat verlaufender Steig lässt guten Mutes gen Gipfel blicken, denn auch wenn noch mehr als tausend Höhenmeter vor beziehungsweise über uns liegen, läuft es wie am Schnürchen. Die Trittstifte stecken an der richtigen Stelle in der Wand, die Steigung lässt um Atem ringen aber auch nicht mehr und man gewinnt schnell an Höhe.

Seit dem Sommer 2010 besteht die mögliche Kombination von drei Klettersteigtouren an der Dachstein Südwand. Fast genau 1200 Höhenmeter sind es vom Beginn der Stahlseil-Sicherung bis zum Ende des Seils auf dem höchsten Berg der Steiermark, dem Hohen Dachstein. Mit dem vertical drop von mehr als tausend Höhenmetern zählt der Klettersteig zu den anspruchsvollsten der Welt.

Nach dreihundert Höhenmetern ist der Spaß auf dem Anna-Steig auch schon wieder vorbei und der erste Teil abgehakt, doch das schwierigste Stück kommt erst noch: Die sechshundert Höhenmeter des erbarmungslosen Johann-Klettersteigs.

Über Geröll und Altschneefelder

Über Geröll und Altschneefelder geht es zum Start des „Johann“. Schon der Einstieg hat es in sich. Selbst für gute Kletterer ist der Einstiegsüberhang der Schwierigkeit E in 2240 Meter Höhe kein Kinderspiel, der ein oder andere braucht gar mehrere Anläufe, um das technisch anspruchsvolle Felsstück zu überwinden. Auch die nächsten Schritte lassen die Oberarme brennen. Über weite Strecken befindet sich der Geher, in diesem Fall aber eher Kletterer, an einem steil aufragenden, an vielen Stellen mehr als senkrechten Felsbauch in luftiger Höhe, darunter nur Felsbrocken und das tiefe Nichts. Auch die Abstände zwischen den Stiften werden weiter. Ohne entsprechende Armkraft und den ein oder anderen Griff an die rauen Felskanten kommt man in den Vertikalpassagen kaum voran. Außerdem bieten sich ausgesetzt an der Wand hängend nur wenige Felsabsätze für eine kurze Rast an. Da hilft nur der Blick in die Weite, keinesfalls aber in die Tiefe. Bei klarem Wetter zeichnet sich das beeindruckende Panorama des Dachsteingebirges ab und der Blick reicht bis nach Slowenien und Tschechien. Das Ziel, die Seethalerhütte ist hingegen bei weitem noch nicht zu sehen. Der Johann fordert weiter alles und es wird klar, warum geraten wird, dass der derjenige der den Einstiegsüberhang nicht schafft, lieber umdrehen sollte, leichter wird es nämlich kaum. Ohne die Trittstifte wäre der Durchstieg zum "Adlerhorst" sicher unmöglich. Über den "Götterthron" geht es schließlich direkt auf die Terrasse der Seethalerhütte.

Auf der Schulter zum Hohen Dachstein

Der Schulteransteig auf den Hohen Dachstein ist schließlich der leichteste der drei Klettersteige. Doch vom Zurückliegenden entsprechend geschwächt ist auch der letzte Teil der Super-Ferrata Dachstein anspruchsvoll. Mit schwindenden Kräften geht es über den Gletscher zum Einstieg des Schulteranstieges. Über den recht einfachen Klettersteig, hauptsächlich der Schwierigkeiten A und B ist der Gipfel nach 300 Höhenmetern erreicht. Auf einer Höhe von 2995 hat man sich den Ausblick vom Dachsteingipfel redlich verdient und befindet sich gleichzeitig am höchsten Punkt der Steiermark. Für den Rückweg empfiehlt es sich, den Zeitpunkt der letzten Talabfahrt der Dachstein Gletschbahn im Blick zu haben, gerade die letzten Meter zu Bahn ziehen sich bei schlechten Bedingungen und durch tiefe Schneefelder auf unerwartete Länge.

Infos

Schwierigkeit:

D/E sehr schwierig/extem schwierig

Anna-Klettersteig: D – sehr schwierig
Johann-Klettersteig: E – extrem schwierig
Schulteranstieg: A/B – mittel, freie Kletterei bis I

Empfohlene Ausrüstung:

Klettersteigset, Helm, Steigeisen und Seil (Gletscher), eventuell auch Pickel

Aufstieg: rund 1600 Meter

Talort: Ramsau

Start: Talstation der Dachsteinsüdwandbahn

Mehr unter www.derdachstein.at