Auf die Zimba - das "Vorarlberger Matterhorn"

Der Ostgrat des markanten Gipfels ist ein echtes Kletterabenteuer

von Klaus Berghold*

Ich stehe am steilen Grat, rechts und links klammern die Hände den Fels und die Füße suchen Halt auf kleinen Absätzen. Der Blick zurück zum roten Turm im Ostgrat der Zimba ist atemberaubend. Von der Scharte am roten Turm, wo die Seilpartnerin zum Sichern steht, bis hier oben waren 50 Meter  im senkrechten Riß zu klettern. Diese waren allerdings bemerkenswert. Ging es doch von der Scharte an in einer Schichtverschneidung in einem großen Bogen zuerst sehr steil nach links vom Stand und dann 5 Meter höher wieder nach rechts zurück.
Da die Verschneidung leicht überhängt steht man dann über dem Standplatz aber etwas weiter draußen in der Luft, das heißt man schaut beim Blick nach unten der Seilpartnerin in den Rücken. Das animiert mich sofort nach der nächsten Zwischensicherung zu suchen, ein Haken der so alle 10 Meter hier in den Fels geschlagen ist, um den Sturz des Vorsteigers  zu bremsen. Diese Haken aus Metall sind vom Erstbegeher ursprünglich gesetzt und werden, wenn diese verwittert sind,  etwa alle zwanzig  Jahre durch weitere Begeher oder auch Bergführer ersetzt. Auch Bohrhaken gibt es im Zimba-Ostgrat mittlerweile schon. Diese verlässlichen Sicherungspunkte sind an den Standplätzen alle 50 Meter vorhanden, so dass  die Seilschaft im Falle eines Sturzes am Berg bleibt.

Unübersichtliches Gelände

Endlich sehe ich in dem unübersichtlichen Gelände 2 Meter weiter rechts einen Schlaghaken. Vorsichtig taste ich mich entlang  der Wand und auf den kleinen Tritten geht es in dem steilen Felsgelände griffarm nach rechts. Endlich kann ich den Karabiner in die Hakenöse einhängen und das Gefühl der Sicherheit steigt in mir auf. Das Kletterseil ist nun im Karabiner in den Haken eingehängt und da die Kletterpartnerin das Seil unten am Stand im Sicherungsgerät festhält, kann ich am Haken nicht weit fallen. Nun geht es aber wieder weiter nach oben den Riss entlang. Schnell bin ich 5 Meter weiter oben. Um hier einen möglichen  10 Meter-Sturz zu verhindern, lege ich eine Bandschlinge über einen kleinen Felskopf und hänge das Seil mit einem Karabiner darin ein.

Nur kein Verhauer

Aufmerksam suche ich den Weiterweg, dass ich nicht den falschen Kletterweg einschlage, da in diesem Gelände ein Verhauer dazu führt, dass die Route schwerer wird und meist auch deutlich brüchiger. Aber es gelingt, ich finde einen weiterne Haken zum Sichern. Der Blick horizontal nach hinten ist erstaunlich. Steht doch in meinem Rücken der Rote Turm, ein mächtiges Feisgebilde am Ostgrat der Zimba. Der Gipfel des Turms ist gerade genau auf gleicher Höhe, etwa 15 Meter horizontal entfernt. Und dazwischen geht es in den dunklen Abgrund zur Scharte hinunter, die mittelerweile weit unten ist.
Weiter oberhalb mündet der steile Riss seitlich in den Grat und über diesen weiterkletternd finde ich einen gebohrten Standhaken, an dem ich mich einhänge, um die Zweite in der Seilschaft von oben sichernd nachzuholen. Als wir Zusammen am Stand sind, sieht die Entfernung zum Gipfel immer noch weit aus. Das ist erst einmal erchreckend. Sind wir doch schon 5 Seillängen, also etwa 250 Klettermeter unterwegs. Und wir haben nochmals weitere 5 Seillängen zu klettern, teils über ausgesetzte Grat-Passagen.  Das dauert mindestens nochmals 2 Stunden, da wir hier gern und gut sichern.

Wunderschön und einsam

Der Ostgrat ist eine richtige Abenteuer-Route in der heutigen Zeit. Der Schwierigkeits-Grad im Fels ist mit 4+ bezeichnet, gibt aber die Anforderungen auf der Route nicht vollständig wieder. Sind doch die schwereren Stellen in der Route gut abzusichern, wobei die langen Strecken an den Graten für  den sportlichen Hallenkletterer eher gewöhnungsbedürftig sind. Man muss hier mit mobilen Sicherungsmitteln, wie Klemmkeilen, Klemmgeräten und Schlingen umgehen können. Diese Sicherungen werden vom Vorsteiger angebracht und vom Nachsteiger wieder mitgenommen, wenn die Seillänge gekletter wird. Dadurch lassen sich diese Routen besser absichern.
Bald nach Mittag kommen wir am Gipfel der Zimba an. Wunderschön und einsam ist es hier am Gipfelkreuz. Im Sommer 2017 gab es keine stabilen Sommerwochen. Insofern sind nicht viel Kletterer am Gipfel angekommen. Wir jedenfalls genießen die Gipfelruhe im Sonnenschein. Erst nach einer weiteren Stunde machen wir  uns auf über den Westgrat zum Abstieg. Wir werden hier viermal Abseilen und zwischendurch etwa 2 Stunden am Seil hinabgeklettert. Erst dann kommen wir an der Sarottla-Scharte an, von der es über den Klettersteig in einer weitern Stunde hinab wieder zurück zur Heinrich-Hüter-Hütte geht, von der wir am Morgen aufgebrochen waren.Allerdings finde ich, dass der Westgrat hinauf zur Zimba eine wirklich empfehlenswerte Klettertour ist. Auch wenn wir den Westgrat diesmal nur abgestiegen sind, ist gerade hier der Auf- und Abstieg als Zustieg zur Zimba sehr zu empfehlen. Dieser Zustieg ist dann auch zeitlich weniger aufwändig, als der Zustieg über den Ostgrat.
Abends auf der Hütte bei den Diskussionen, Erzählungen und einem Bier wird mir klar, dass der Ostgrat über die Jahre nicht leichter geworden ist, auch trotz der spärlich ergänzten Borhaken an den Ständen.

Infos

Die Zimba ist mit 2343 Meter Höhe ein schöner Kletterberg. Der Berg liegt im Rätikon oberhalb von Bludenz in Österreich  und ist vom Tal aus als „Voralberger Matterhorn“ wegen seine Pyramiden-form schön anzusehen. Für Kletterer ist der Gipfel über den Westgrat in gemäßigten Schwierigkeitsgraden zu erreichen. Der schwerere Ostgrat eignet sich in Kombination zur Überschreitung der Zimba, braucht aber dann den erfahreneren Vorsteiger, da hier Zwischensicherungen selbst angebracht werden müssen.

Der Autor:

*Der 51-jährige Sindelfinger Klaus Berghold ist Vorstandsmitglied der 30 000 Mitglieder starken Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins. Als Referent für Bergsport ist er innerhalb der Sektion unter anderem für die Aus- und Fortbildung in der Sektion, das Kursprogramm, Sicherheitsfragen im Kletter- und Bergsport und für Kinderklettergruppen zuständig.