„Ligurische Gefühle im Nordschwarzwald“.... Frank Ellenberger gerät ins Schwärmen, wenn er am Start des Nagolder Downhill-Trails steht. Die Strecke an der Eisbergsteige ist dabei nicht nur ein gutes Beispiel in Sachen Fahrspaß und Trailbau, sondern eine Vorlage für andere Städte und Gemeinden, wie man aus einem vermeintlichen Problem einen Besuchermagneten und Werbeträger machen kann.
Ein Sonntagvormittag im März, sechs Grad, die Sonne scheint. Frank Ellenberger schaut auf die Strecke und stellt das Baby vor, das seine Mitstreiter und er in den Wald gebaut haben: „Mein Lieblings-Bikerevier ist Finale Ligure, deshalb war es mit wichtig, auch in Nagold einen naturnahen Trail und keine Murmelbahn zu bauen. Ich denke, das ist uns gelungen“.
Zu den Highlights der Strecke gehört die so genannte Ponderosa – hier warten Sprünge wir Little Joe, Hoss oder Hop Sing auf die Piloten. Gemütlich gefahren, kann man die Hindernisse überrollen, mit mehr Speed sollte man die Luftfahrt auf dem Bike einigermaßen beherrschen. Alle, denen die Passage, die nach der Western-Serie Bonanza benannt ist, nicht ganz geheuer ist, können sie auch auf dem Sommerweg umfahren.
Technisch ist die Strecke für alle machbar, die mit steileren Rampen und Anlegern zurechtkommen: „Wer sein Mountainbike durchschnittlich beherrscht, hat hier normalerweise keine Probleme.“ Zugänglich ist der 2015 offiziell eröffnete Trail für jeden, der ein Mountainbike besitzt und einen Helm auf dem Kopf hat: „Wer einmal ohne Helm erwischt wird, bekommt die gelbe Karte. Beim zweiten Mal gibt es ein Streckenverbot“, sagt Ellenberger.
Die Behörden spielen mit
Apropos Probleme. Ausgangspunkt für die heutige Strecke waren eine Reihe wild in die Landschaft gezimmerter Mountainbiketrails, die in dieser Form von Stadt und Forst nicht toleriert wurden. Doch statt das Ganze einfach abreißen zu lassen, signalisierte das Forstamt in Nagold Gesprächsbereitschaft. Frank Ellenberger, Snowboardtrainer und Downhill-Biker der ersten Stunde, nahm die Sache in die Hand. Der 49-Jährige ist in Nagold und Umgebung bekannt wie ein bunter Hund, gut vernetzt, und in der MTB-Szene als Techniktrainer und Alpencross-Guide mit seiner Bikeschule „ridehappy“ Happy voll respektiert.
Ellenberger, der bei Mercedes-Benz in Sindelfingen im Betriebsmittelbau arbeitet, hatte nicht nur die richtigen Kontakte, sondern auch die richtigen Argumente. Es gelang ihm, selbst die letzten Zweifler im Gemeinderat, im Schwarzwaldverein und bei der Jagd mit seinen fundierten Argumenten, seiner Flexibilität und seiner Begeisterung fürs Mountainbiken zu überzeugen. Heute hat Nagold einen der wenigen legalen Downhill-Trails in der Region, der auch außerhalb Baden-Württembergs für viel Beachtung sorgt.
Gleich mit Begeisterung im Boot war die Wintersportabteilung des VfL Nagold. Sie hat ihr Angebot um das Thema Mountainbiken erweitert und der Verein ist offizieller Betreiber der Strecke. Damit waren auch haftungs- und versicherungstechnische Probleme aus dem Weg geräumt. „Durch das enorme Engagement der ehrenamtlichen Streckenbauer entstehen der Stadt keinerlei Kosten“, sagt Frank Ellenberger, „das hat uns bei der Argumentation natürlich auch sehr geholfen.“
Hier gibt es das Video zur Ponderosa: