4 Alpengipfel zum Träumen

Sie sind nicht die höchsten, aber ganz besondere Berge. Tipps von Bergführer Tom Regelmann

Ausgesetzte Klettereien, unglaubliche Panoramen und knifflige Passagen in Eis und Firn. Diese Gipfel sind nichts für Genusswanderer, aber ein Traum für echte Bergabenteurer. Tom Regelmann aus Calw, staatlich geprüfter Bergführer und Gesellschafter der Alpinschule Bergfühlung, stellt hier 4 seiner ganz persönlichen Lieblingsgipfel vor. Er verrät, was man vor Ort nicht verpassen sollte, welche Herausforderungen der jeweilige Berg bereithält, und welche Voraussetzungen man mitbringen muss, um den Aufstieg wagen zu können.

Der Dent du Géant

Was ist das Besondere?
Mit seinen 4013 Metern gehört der Dent du Géant zu den kleineren 4000ern im Mont-Blanc-Gebiet, doch seine Erscheinung mit der spitzen Nadel ist beeindruckend. Durch die Lage im Zentrum hat man den wohl besten Blick auf die faszinierende Region.

Was erwartet einen beim Aufstieg?
Eine rassige Route mit Fels und Eis, die guten Kletterern vorbehalten bleibt.

Wie schwer ist die Tour?
Wegen der Fixseile in der Route ist die Schwierigkeit mit IV angegeben, technisch aber oft schwieriger. Einen IV. Grad im Fels muss man locker beherrschen.

Mit oder ohne Bergführer?
Unbedingt mit. Die Schwierigkeiten beim Zustieg sind extrem unterschiedlich, je weniger Schnee, desto kritischer ist es. 

Was sollte man nicht verpassen?
Ganz klar sollte man sich zumindest einen Tag in Chamonix gönnen. Hier wird das Bergsteigen gelebt wie an sonst kaum einem anderen Ort.

Talort: Chamonix (F/995 Meter) oder Courmayeur (I/1224 Meter)
Stützpunkt: Rifugio Torino
(www.rifugiotorino.com)
Höhenmeter: 638 ab der Hütte (3375) zum Gipfel (4013)

Der Ortler

Was ist das Besondere?
Er wird nicht umsonst König Ortler genannt. Der Ortler ist ein dominanter Berg und im Umkreis von 50 Kilometern absolut beherrschend und der bedeutendste Gipfel der Ostalpen.

Was erwartet einen beim Aufstieg?
Eine anspruchsvolle Hochtour.

Wie schwer ist die Tour?
Kletterei bis III-. Der Ortler sollte aber keinesfalls unterschätzt werden, der Auf- und Abstieg führt bis 40 Grad über Eis und Firn. 

Mit oder ohne Bergführer?
Ich würde für den Ortler immer einen Bergführer empfehlen. Die Wegfindung ist nicht einfach.

Was sollte man nicht verpassen?
Zur Akklimatisierung und einfach wegen des tollen Blicks auf den Ortler, sollte man eine Nacht in der Tabarettahütte (2556 Meter) (www.tabaretta.com) einplanen.

Talort: Sulden (Südtirol, Italien – 1900 Meter)
Stützpunkt: Julius Payer Hütte (www.payerhuette.com)
Höhenmeter: 880 ab der Hütte (3029) zum Gipfel (3908)

Der Piz Badile

Was ist das Besondere?
Die 800 Meter hohe Nordwand aus Granit lässt einem schon aus der Ferne den Atem stocken.

Was erwartet einen beim Aufstieg?
Der dominierende Gipfel des Bergell bietet eine der schönsten Kletterrouten der Alpen in exzellentem, kompaktem Fels.

Wie schwer ist die Tour?
Eine Seillänge Kletterei der Schwierigkeit IV+, sonst IV.

Mit oder ohne Bergführer?
Für Kletterer, die mit der Wegfindung und dem Legen mobiler Sicherungsgeräte kein Problem haben, geht es auch ohne. Entspannter ist es natürlich mit einem erfahrenen Bergführer.

Was sollte man nicht verpassen?
Eine Übernachtung auf der Capanna Sasc-Furä ist ein absolutes Muss. Das überwiegend weibliche Hüttenteam um Heidi Altweger ist klasse, das Essen traumhaft – eine echte Wohlfühl-Hütte.

Talort: Bondo (Graubünden, Schweiz – 823 Meter)
Stützpunkt: Capanna Sasc-Furä (www.sascfura.ch)
Höhenmeter: 1400 ab der Hütte (1904) zum Gipfel (3308)

Das Zinalrothorn

Was ist das Besondere?
Der Felsgipfel mit seinen 3 Graten hat eine beeindruckende Gestalt. Besonders vom Val d‘Anniviers aus wirkt er unbezwingbar.

Was erwartet einen beim Aufstieg?
Eine Hochtour mit schönen Kletterpassagen und eine herrliche Aussicht auf Matterhorn, Weisshorn und Monte-Rosa-Massiv.

Wie schwer ist die Tour?
Auf dem Normalweg Kletterei bis III+, die Orientierung ist nicht einfach.

Mit oder ohne Bergführer?
Ein Bergführer ist wegen der Wegfindung und der Absicherung beim Abstieg empfehlenswert.

Was sollte man nicht verpassen?
Beim Aufstieg sollte man im Hotel Trift rasten oder einen Akklimatisationstag einlegen. Das Essen ist toll, die Hütte auch und die Betreiber sind klasse. Hier kann man vom Hüttenwirt, einem einheimischen Bergführer, auch gute Tipps bekommen. Manchmal rät er Gästen auch freundlich aber bestimmt von gewissen Unternehmungen ab.

Talort: Zermatt (Wallis, Schweiz – 1600 Meter)
Stützpunkt: Rothornhütte
(www.sac-oberaargau.ch)
Höhenmeter: 1023 ab der Hütte (3198) zum Gipfel (4221)

Infos

Zur Person

Der Calwer Tom Regelmann (Bild: Klaus Fengler) ist leidenschaftlicher Kletterer, Boulderer, Bergsteiger, Mountainbiker, Freerider und Skitourengeher. Mit der Alpinschule Bergfühlung bietet der staatlich geprüfte Bergführer auch Touren auf diese und andere Gipfel an. Mehr unter www.bergfuehlung.de im Internet.