Dieter Peterlin vom Südtiroler Wetterdienst gibt sich für die kommenden Tage zuversichtlich: “Von frühmorgens bis spät abends klarer Himmel mit vereinzelten Schleierwolken, die Gewittergefahr ist gleich null.” Gut so. Sehr gut sogar, denn die nächsten vier Tage haben wir uns Großes vorgenommen: Südtirols neue Bike-Touren und Trails zu inspizieren.
“Du, der neue Trail durch die Steinerne Stadt. Wie ist denn der?” Als Einheimische keine Antwort auf diese einfache Frage eines Gastes zu wissen, ist mehr als peinlich. Vor allem wenn man gar nicht mal wusste, dass es da einen neuen Trail gibt. Um uns ja keine Blöße (mehr) zu geben, machen wir uns an die Recherche. Am PC und natürlich auf dem Rad.
Per Anhalter durch die Galaxis
Ganz spacig gibt sich die Dolomiti Bike Galaxy in ihrem Online-Auftritt und beschreibt sich mit blumigen Worten folgendermaßen: “Von Drops, Northshores über langgezogene und anspruchsvolle Trails bis hin zu knackigen Uphill- und Downhill-Etappen finden Bikefreunde im Dolomiti SuperSummer eine sprichwörtlich galaktische Herausforderung. Das gesamte Bikeangebot findet sich unter dem klingenden Namen Dolomiti Bike Galaxy und lässt die Herzen der Breitradanbeter höherschlagen.” Über derartige Ausführungen können wir nur schmunzeln und suchen weiter nach echten Infos.
“Panta Rhei” aka “alles rollt”
Und die finden wir auch. In Alta Badia zum Beispiel sind in den letzten Jahren gleich fünf neue Trails auf der Hochebene zwischen Piz Sorega und Pralongia hinzugekommen und in Gröden mit der Val Gardena Trail Arena sogar sechs neue Flow-Trails, für die unter anderem die Whistler-Macher Gravity Logic verantwortlich zeichnen.
Die Trailbau-Spezialisten haben nicht nur in Gröden Hand und Bagger angelegt, sondern auch an der Plose. 2019 sind dort zwei Flowtrails und ein handgebauter Trail hinzugekommen.
Auf die handwerklichen Trailbau-Fähigkeiten der Einheimischen baut man hingegen in der Dolomitenregion Drei Zinnen, am Kronplatz, im Eggental und auch im Westen Südtirols, also rund um Naturns und Latsch. Dort zum Beispiel haben die Traildoctors ausgehend von der Tarscher Alm den “Barbarossa-Trail” gebaut.
Testen im Westen
So. Theoretisch wissen wir nun Bescheid. Jetzt geht’s zur Sache und wir beginnen im Westen des Landes mit unserer kleinen empirischen Studie. Denn besonders neugierig sind wir auf den “Barbarossa-Trail” in Latsch. Wir schaukeln eine gefühlte Ewigkeit mit dem Sessellift zur Tarscher Alm und tauchen in den Trail. Und der ist so cool gebaut. Sehr abwechslungsreich, keine bösen Überraschungen und gerade im unteren Teil unglaublich flowig.
Schlangenlinien
Im Eggental ist die “Pumpline” neu. Die zweigt vom kurvigen Carezza Trail ab und wird ihrem Namen mehr als gerecht. Wie ein Pumptrack im Gelände schlängelt sich die Line talwärts, vorausschauendes und aktives Fahren sind hier ein Muss, um die Wellen spaßbringend aber vor allem sicher zu fahren.
Sehr an Schlangenlinien erinnern auch die neuen Lines in Wolkenstein. Einer davon ist der “Paradise Trail” und übertrieben wird hier bestimmt nicht. Der Trail zieht von der Steinernen Stadt zu Füßen des Langkofels nach Plan de Gralba. Eindeutig der neue Trail, der uns hier am besten taugt.
Bike & Beat
Im Nebental Alta Badia testen wir die fünf Bike Beat Trails. Unsere Guides sind Kids aus St. Kassian in Vollvisierhelmen und auf Mini-Downhillern. Das Angebot ist beim Nachwuchs angekommen, uns unterhält es auch prächtig.
Kein Kindergeburtstag sind die neuen handgebauten Trails am Kronplatz. Hier braucht es Rhythmusgefühl, um den richtigen Groove zu erwischen. Dann aber kommt man aus dem Grinsen nicht mehr raus, zum Beispiel auf dem "Richard-Anton Trail". Unbedingt Trailforks runterladen, um ja nichts zu versäumen!
In Sexten bzw. im Skills Park Signaue kann das nicht passieren. Der wurde Ende 2019 fertig gestellt und bietet auf kompaktem Raum x verschiedene Mini-Trails, wo man richtig gut biken lernen kann.
Und zum Schluss noch einen Hugo
Zum Abschluss unserer Studienreise fahren wir nach Brixen. Da sind die Lines auf der Plose zwar nicht niegelnagelneu, aber sie machen extrem Laune. Und das Beste kommt eh nach dem Biken. Ein Aperitivo mitten in der Altstadt von Brixen und das Fazit unserer Reise: Inspektion bestanden!