Die 19-jährige Böblingerin Lara Greck liebt Sport – wie Volleyball und Handball, das Wasser und die Natur. Egal ob Schwimmen oder Stand-up-Paddeln - das Wasser ist ihr Element. Hier schreibt sie über ihre ersten Wingsurf-Erfahrungen. So viel sei vorab verraten: sie ist begeistert.
Wingsurfen ist eine Mischung aus Windsurfen und Kitesurfen. Diese ziemlich neue Wassersportart macht nicht nur jede Menge Spaß, wenn man den Dreh raus hat, sie ist auch ideal für Einsteiger. Schließlich kann man mit wenig Material und einfachen Handgriffen schnelle Erfolge auf dem Wasser sehen. Ich konnte mich im Rahmen des Starboard Workshop beim Free-Wing-Wochenende Try & Fly bei Stickl am Gardasee selbst davon überzeugen, ob das stimmt.
Am ersten Tag wehte der Wind schwach – keine guten Voraussetzungen um eine Windsportart zu betreiben. Mit dem Motorboot ging es ein Stückchen raus auf den See. Pro Gruppe durften immer drei bis vier Schüler gleichzeitig aufs Wasser. Mit Leash am Fußgelenk und Gurt des Wings um die Hüfte, damit weder Sportler noch das Board in den Fluten verloren gehen konnten.
Der erste und wichtigste Schritt für blutige Anfängerinnen ist, den Wing richtig umzudrehen. Dazu muss man mit der einen Hand an den Neutralgriff fassen und es mit der anderen Hand in die gewünschte Richtung drücken und dabei umdrehen. Jetzt geht es darum, sich nach und nach mit einer Hand an den Griffen vortasten, bis auch die andere Hand den Nullgriff verlässt. Bei gutem Wind fliegt das Wing schon ganz von ganz alleine im Wind. Die ersten Versuche finden im Knien statt, dann mit dem vorderen Fuß aufgestellt und am Schluss stehend, wenn auch nur kurz. Der schwache Wind macht uns den Anfang nicht gerade leicht. Nach 30 Minuten ist es völlig windstill.
Motorboot als Windersatz
Wenn der Wind fehlt, muss man sich etwas einfallen lassen. Das Stickl-Team hat eine Lösung parat. Jede Gruppe befestigt mit einem langen Seil ein Brett mit Foil am Motorboot. Nacheinander wird jeder durchs Wasser gezogen und bekommt so ein erstes Gefühl fürs Foilen – und das ist eindrucksvoll. Es ist alles andere als einfach, das Gewicht entsprechend zu verlagern und das Gleichgewicht auf dem Foil zu halten.
Der nächste Tag belohnt uns mit stärkerem Wind. Nach einer Materialpräsentation mit Boards, Foils und Wings, erklärt werden sie vom sechsfachem deutschen Kite-Meister Elias Ouahmid. Dann geht es bei Nordwind richtig zur Sache: vier Stunden Wingsurfen und für die Profis Wingfoilen ist angesagt. Ruppiger Wind erzeugt Wellen, die man schon auf der Fahrt mit dem Motorboot spürt. Vom Beach Hotel Rosa bis zu dem Startpunkt dauert die Bootfahrt ein paar Minuten. Die Anspannung steigt. Der einfachste Schritt: Vom Boot aufs Brett. Das überdimensional groß erscheinende Wing wird mir in die Hand gedrückt. Der starke Wind macht das Umdrehen des Wings schon deutlich schwieriger als am Vortag.
Der Vorteil: mit kräftigerem Wind hält sich der Wing wie von selbst in der Luft. Sobald beide Hände in der richtigen Position sind, düst man drauflos. Unkontrolliert sieht es aus, überfordernd fühlt es sich bei den ersten Malen an. Trotz kurzer Übung im Trockenen, wie man so einen Wing halten muss, klappt es nicht auf Anhieb.
Erste Erfolge
Doch wie man so schön sagt: Übung macht den Meister. Und so ist es auch: Mit jedem neuen Mal und einer kurzen Verschnaufpause klappt es immer besser – laut Aussagen von Trainer Benji und den restlichen Schülern. Das Gefühl das Wingsurfen nach ein paar Übungsstunden zu beherrschen, ist unglaublich. Der starke Wind sorgt für schnelle Geschwindigkeiten auf dem Wasser und eine Menge Spaß. Die Schnelligkeit, die frische Luft und die wunderschöne Kulisse des Gardasees erzeugen ein Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit.
Bei den ersten Versuchen ist noch keine Zeit war die malerische Kulisse zu bestaunen – doch wenn man auf dem Board sitzt und sich ein paar Sekunden Zeit nimmt, ist die Schönheit des Gardasees atemberaubend. Das dunkelblaue Wasser, die grünen Berge und die bunten Häuschen sind zwar kein Geheimtipp aber eine wahre Bilderbuchkulisse.
Nach mehreren Stunden auf dem See und jeder Menge Spaß, ist es doch erleichternd wieder auf festem Boden zu stehen. Die Session ist deutlich anstrengender als gedacht - vom Muskelkater am nächsten Tag gar nicht zu sprechen. Erschöpft aber zufrieden ist eine leckere Pizza im Beach-Hotel-Rosa genau das richtige.
Mein Fazit:
Wingsurfen ist auch was für Wassersport-Anfänger. Mit Motivation, nicht zu viel Angst vor dem Wasser und hohen Geschwindigkeiten und natürlich mit dem passendem Wind, hat das Wingsurfen das Potential die Lieblingssportart von vielen Menschen zu werden. Der Sport ist dennoch nicht zu unterschätzen: Das Wing wird zwar meistens vom Wind getragen, Kraft in den Beinen und vor allem in den Armen ist trotzdem essenziell. Der Spaßfaktor ist riesig. Auch Wassersport-Neulinge können sich an das Wingsurfen herantrauen, Erfolge sieht und fühlt man schnell.