Im August verunglückte eine Bergsteigergruppe aus Bayern auf dem Weg zum 3263 Meter hohen Gabler in den Zillertaler Alpen in Österreich. 5 Bergsteiger kamen im vergletscherten Gelände ums Leben, ein weiterer liegt schwer verletzt im Krankenhaus.
Die SZ/BZ sprach mit dem Sindelfinger Klaus Berghold*, Referent für Bergsport in der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins, über die Gefahren am Gletscher und häufig gemachte Fehler.
Wie hat sich das Unglück am Gabler abgespielt?
Klaus Berghold (Bild: z): "Zum konkreten Fall kann ich aus der Ferne keine Aussage treffen. Wenn ich die Informationen richtig interpretiere, ist die Gruppe aus Bayern im steileren Gelände 200 Meter abgerutscht und in die Randkluft, die große Spalte am Rande der Gletscherzunge, gestürzt."
Wie kann so etwas passieren?
Klaus Berghold: "Wie gesagt. Von hier aus kann ich diesen speziellen Fall nicht beurteilen. Grundsätzlich kann man sagen, dass man zwar im flachen Gletschergelände in Seilschaften von bis zu fünf Personen gehen kann. Die sind im Abstand von neun Metern eingebunden. Falls ein Bergsteiger in eine Gletscherspalte fällt, ist dieser von der Seilschaft im horizontalen Gelände gut abzufangen und kann schließlich geborgen werden. Sobald es steiler wird, sind große Seilschaften ohne zusätzliche Sicherung ein enormes Risiko."
Wie kann man sich das vorstellen?
Klaus Berghold: "Wenn im horizontalen Gelände ein Mitglied der Seilschaft in eine Spalte fällt, sind die Kräfte weniger groß und die anderen Bergsteiger haben einen guten Stand. Die Kameraden können die Person relativ problemlos abfangen und herausziehen. Sobald man sich aber in steilerem Gelände befindet und keine Sicherung zum Beispiel eine Eisschraube oder eine Schlinge über einem Felskopf verwendet, kann ein Bergsteiger die gesamte Seilschaft mit in die Tiefe reißen. Im steilen Gelände sollte man deshalb nur zu dritt, besser zu zweit und nicht ohne zusätzliche Absicherung unterwegs sein. Das gilt für eisigen Untergrund genauso wie für Fels-Passagen."
Die Gletscher sind durch den Klimawandel massiv auf dem Rückzug. Wird die Gefahr dadurch nicht geringer?
Klaus Berghold: "Im Gegenteil. Durch die warmen Temperaturen liegt auf den Gletschern im Sommer oftmals kein Schnee mehr und man bewegt sich auf blankem Eis. Wenn man hier ins Rutschen kommt, dann gibt es kein Halten mehr. Deshalb gehören Steigeisen zwingend zur Ausrüstung und die sollten in steilem Gelände rechtzeitig angelegt werden."
Welchen Fehler sollte man unbedingt vermeiden?
Klaus Berghold: "Es ist entscheidend zu erkennen, wann das Gelände so steil wird, dass man große Seilschaften auflösen und gesichert in Kleingruppen weitergehen muss. So kann man das Risiko einerseits minimieren und andererseits verteilen. Sichern mit einem Pickelschaft auf dem Gletscher ist keine zuverlässige Sicherung. Allerdings kann die Methode bei Zweierseilschaften oft sinnvoll mit etwas Übung eingesetzt werden. Man muss schon vor der Tour daran denken, zwei Gletscherseile mitzunehmen, wenn man mit mehr als drei Personen auf steileren Firn- oder Gletscherbereichen zum Gipfel unterwegs ist."