Die Alpenüberquerung für (fast) jeden

In einer Woche von Gmund am Tegernsee bis nach Sterzing in Südtirol

von Tim Schweiker

Von Deutschland über die Alpen nach Italien. Seit Johann Wolfgang von Goethe vor über 200 Jahren seine Reise nach Italien niedergeschrieben hat, vielleicht schon viel früher, als Hannibal mit seinem Heer über die Alpen zog, gibt es den Mythos Alpenüberquerung. Mit der Route von Tegernsee über den Achensee und das Zillertal nach Sterzing ist dieser Traum für gut trainierte Normalwanderer realistische geworden.

Die Abenteuer-Magazine haben mit dem Erfinder und Planer der Alpenüberquerung vom Tegernsee bis Sterzing, Georg Pawlata, über sein Herzensprojekt gesprochen.

Wie sind Sie auf die Idee einer neuen Route für die Alpenüberquerung gekommen?

Georg Pawlata: „Ich habe von 2005 bis 2012 für Weitwanderprojekte der Tirol-Werbung gearbeitet, 2011 und 12 den Adlerweg, Tirols Vorzeigewanderweg, betreut. Auch für andere Tourismusverbände habe ich Weitwanderungen ausgearbeitet, zum Beispiel den KAT-Walk in den Kitzbüheler Alpen, und am Lechweg mitgewirkt.
In dieser Zeit bekam ich einen guten Überblick, was für Wege es gibt und noch mehr, welche Wege gut angenommen werden. Ein einschneidendes Erlebnis war eine Übernachtung auf der Memminger Hütte in den Lechtaler Alpen 2005. Die Hütte war mit mehr als 200 Personen überbelegt. Fast alles Wanderer auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran. Damals bekam ich zum ersten Mal mit, dass  Alpenüberquerungen viele Leute anziehen weil sie ein klares Ziel haben: Die Überquerung der Alpen von zuhause (Deutschland) nach Italien. Ein noch stärkeres Ziel hat wohl nur der Jakobsweg. Gleichichzeitig ist die Route (am E5) konditionell und technisch sehr anspruchsvoll. Nichts für Durchschnittswanderer. Das gleiche gilt für München-Venedig wo ich einmal Zeuge eines Unfalls wurde. Ein Belgier ohne die körperlichen Voraussetzungen ist über Felsplatten abgestürzt und wir mussten einen Rettungshubschrauber verständigen.

2008 oder 2009 kam mir die Idee eine Route über die Alpen zu finden, die konditionell und technisch im maximal mittleren Bereich liegt. Hier begann die Planung neben meiner normalen beruflichen Tätigkeit für die Tourismusverbände."

War es nicht schwierig, vier Tourismusverbände in drei Ländern für die Idee einer neuen Alpenüberquerung zu begeistern?

Georg Pawlata: „Ende 2012 hatte ich die Route fix und fertig und verlängerte die Arbeit für den Adlerweg nicht mehr, um diese Idee umzusetzen. Anfang 2013 bin ich zusammen mit Matthias Hofmann, einem langjähriger Freund, der sich im Projektmanagement auskennt, auf Martin Tschoner, den Chef des TVB Achensee, zugegangen und habe ihm das Projekt präsentiert mit der Bitte uns den Kontakt an den Tegernsee und ins Zillertal zu legen.
Im Sommer 2013 haben wir uns dann alle getroffen und das Projekt fixiert. Schwierig war es eigetnlich nicht, alle vier unter einen Hut zu bekommen. Am ehesten vielleicht noch bei den Zillertalern, die mit 50.000 Gästebetten in anderen Dimensionen denken, vor allem im Winter. Da es sich aber um ein Sommerprojekt handelt, und die Betten auch dann zumindest zum Teil gefüllt werden wollen, war es auch dort kein Problem, die Leute für die Alpenüberquerung zu begeistern."

Was macht für Sie den besonderen Reiz der Rote vom Tegernsee bis nach Sterzing aus?

Georg Pawlata: „Ganz klar: Jeden Tag erlebt man einen neuen, andersartigen Naturraum: Von den bayerischen Voralpen über die nördlichen Kalkalpen bis in die Zentralalpen, wo es über 2000 Meter geht. Auch erlebt man unterschiedliche Höhenstufen mit dazugehöriger Vegetation. Und natürlich auch andere Kulturräume. Auf 90 Kilometer Luftlinie gibt es zum Beispiel drei sehr unterschiedliche Dialekte. Auch kulinarisch ändert sich die Region fast jeden Tag.“

Für wen ist die Alpenüberquerung geeignet?

Georg Pawlata: „Die Tour ist für einen durchschnittlich trainierten Wanderer mit etwas Bergerfahrung geeignet. Nicht für Anfänger! Und durchschnittlich trainiert heißt immer noch trainiert und nicht vor 20 Jahren ganz gut zu Fuß. Ich rate jedem mindestens zwei Monate vor der Tour sich mindestens zweimal pro Woche ausdauermäßig zu bewegen. Ich lege auf Bergerfahrung wert, weil man sich teilweise im Hochgebirge befindet. Die Wege sind zwar nicht besonders schwierig, solange die Sonne scheint, aber im Sommer können am Nachmittag Gewitter aufziehen, das muss man im Auge haben."

Haben Sie eine Lieblingsetappe?

Georg Pawlata: „Für mich ist das die Etappe 5 zwischen Mitterwands- und Rauhenkopf. Eiszeitliche Tümpel auf über 2000 Meter Seehöhe – eine sanfte Landschaft mit traumhaftem Blick auf den Zillertaler Hauptkamm. Einfach wunderschön!“

Infos

Die Alpenüberquerung von Gmund am Tegernsee bis nach Sterzing ist in sieben Etappen eingeteilt:

1.    Etappe: Gmund – Wildbad Kreuth
2.    Etappe: Wildbad Kreuth – Achenkirch
3.    Etappe: Achenkirch – Maurach/Fügen
4.    Etappe: Maurach/Fügen – Hochfügen
5.    Etappe: Hochfügen – Mayrhofen
6.    Etappe: Mayrhofen – Pfitsch
7.    Etappe: Pfitsch - Sterzing

Weitere Informationen zu den Etappen sowie zu Anreise- und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es hier: www.die-alpenueberquerung.com