Fünf Klettersteige für Könner

Unsere Autorin Saskia Schüttke stellt 5 ihrer Lieblings-Klettersteige vor

Bei all diesen Exemplaren braucht man Kraft, Geschick und absolute Schwindelfreiheit. Belohnt werden die Anstrengungen mit grandiosen Ausblicken und einer ordentlichen Portion Nervenkitzel. 

„Ernesto Che Guevara“ - Gardasee

Der schönste und längste Klettersteig der Gardasee-Region stellt hohe Ansprüche an seine Begeher. Bei insgesamt 1.500 Höhenmetern die es zu bewältigen gilt, ist vor allem Ausdauer gefragt. Außerdem liegt die Wand des Monte Casale fast durchgehend in der Sonne, an Trinkwasser sollte es also nicht mangeln. Von unten betrachtet wartet eine mächtige Kalksteinwand, die dann überraschenderweise einige Gehstrecken enthält und nur an zwei Stellen eine mit C bewertete Schwierigkeit hat. Für ausdauerstarke Kletterer ist der gut gesicherte Steig ein Genuss. Bei vielseitiger Streckenführung wechseln sich Kletterpassagen am glatten, fast senkrechten Fels mit langen Querungen inklusiv atemberaubender Tiefblicke und kurzen Gehstrecken ab. Die Wände sind stets mit ausreichend Trittmöglichkeiten und Griffen versehen. Immer wieder geht es einige Höhenmeter empor, dann wird, mal nach links mal nach rechts, der Fels gequert. Ein Kampf ist der Weg zum Gipfelplateau dennoch. Gerade das letzte Stück wird noch einmal steil und anspruchsvoll. Belohnt wird der Kletterer mit einem fantastischen Blick nach Süden zum Gardasee und den Gardaseebergen. Auch die Brentagruppe und die vielen Seen in den umliegenden Tälern sind zu sehen. Mühsam ist dann der lange Abstieg zurück ins Tal.

Länge: 1500 Hm
Schwierigkeit: C schwierig
Zustieg: 25 min
Abstieg: 180 min

www.visittrentino.info

„Super-Ferrata“- Dachstein

Die Super-Ferrata Dachstein bietet für Wagemutige ein ganz besonderes Erlebnis voller Anstrengung, Ausgesetztheit und wunderbarer Bergpanoramen. Auf der, von vielen als längste und schwerste Klettersteigtour der Alpen bezeichnete Route, bezwingt der Ferratisti 1.200 Höhenmeter, verteilt auf die Klettersteige Anna, Johann und den Schulteransteig auf den Hohen Dachstein. Wer sich am Anna-Steig aufgewärmt hat, muss am Johann schon die Zähne zusammenbeißen. Selbst für gute Kletterer ist der Einstiegsüberhang der Schwierigkeit E in 2240 Meter Höhe nicht einfach. Auch die nächsten Schritte lassen die Oberarme brennen. Über weite Strecken befindet sich der Kletterer an einem steil aufragenden, an vielen Stellen mehr als senkrechten Felsbauch in luftiger Höhe, darunter nur Felsbrocken und das tiefe Nichts. Auch die Abstände zwischen den Stiften werden weiter. Dafür beeindruckt das Panorama des Dachsteingebirges, der Blick reicht bis nach Slowenien und Tschechien. Über den „Götterthron“ geht es direkt auf die Terrasse der Seethalerhütte. Der Schulteransteig auf den Hohen Dachstein führt schließlich auf einer Höhe von 2995 Metern zum höchsten Punkt der Steiermark. Für den Rückweg empfiehlt es sich, den Zeitpunkt der letzten Talabfahrt der Dachstein Gletscherbahn im Blick zu haben.

Länge: 1200 Hm
Schwierigkeit: D/E sehr schwierig/extrem schwierig
Zustieg: 60 min
Abstieg: 75 min
www.schladming-dachstein.at

„Hochjoch“ - Montafon

Die gewaltige Seilhängebrücke mit sechzig Metern Länge ist es, die bei diesem Klettersteig – kurz vor dem Gipfel - für den Nervenkitzel sorgt. Nicht nur, dass sie über einen tiefen Abgrund führt, auch das stetige Schwingen der Drahtseile macht es gar nicht so leicht, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der Hochjoch Klettersteig ist mit einer Seillänge von 1.750 Metern der längste Vorarlbergs und sorgt auf 450 Höhenmetern für viel Abwechslung am Berg. Die Hochjoch und Sennigrat Bahn bringen ambitionierte Bergsteiger nach oben, der Einstieg befindet sich oberhalb des Schwarzsees und führt am Seetalhüsli vorbei. Dann geht es am durchgehenden Stahlseil bis auf den Gipfel des Hochjochs auf 2520 Metern Höhe. Zwei steilere Querungen der Schwierigkeitsstufe C sind es, die Kraft und Kondition am meisten fordern. Wer sich nicht über die Seilbrücke traut, kann diese auch alternativ gesichert umgehen. Am Ziel oberhalb von Schruns angekommen, präsentiert sich dem Bergsteiger ein gewaltiges Panorama, das über die drei Gebirgszüge Rätikon, Verwall und Silvretta und drei idyllische Bergseen reicht. Der Abstieg erfolgt über den Hochalpila Grat. Der Steig ist bestens abgesichert, Vorsicht ist allerdings bei Nässe geboten. 

Länge: 450 Hm
Schwierigkeit: C schwierig
Zustieg: 45 min
Abstieg: 30 min
www.montafon.at  

„Hias und Siega“ - Ramsau

Hinein in die Silberkarklamm und weiter bergauf zur Seilbrücke am Eingang führt der Beginn des schönen Hias Klettersteigs, der nach dem Erbauer der Klamm benannt wurde. Eine geringe Eintrittsgebühr wird zur Erhaltung der Klamm erhoben. Hier drohen keine alpinen Gefahren, deswegen ist die Route bei unsicherem Wetter eine gute Alternative. Zwei schöne Seilbrücken und einige herausfordernde Wandstellen lassen die Klamm genießen. Schon der Einstieg ist spektakulär, auf einer Seilbrücke gilt es einen Bach zu überqueren. Direkt danach schließt sich eine Rampe an, die den Klettersteiggeher in luftige Höhen befördert. Am steilen Grat folgt die nächste Seilbrücke und schließlich eine der Schlüsselstellen: Die Felsstufe an der fast senkrecht empor geklettert werden muss. Weiter geht es Felsstufen und Kanten empor, die Trittbolzen helfen beim Hochziehen. Ideal lässt sich nach einer kurzen Wanderung nun der Siega Klettersteig anschließen, der in Bezug auf die Schwierigkeit nur geringfügig leichter ist. Die Schlüsselstelle ist eine stark ausgesetzte Kante, bei deren Begehung aber zahlreiche Trittstifte helfen. Abgerundet wird die eindrucksvolle Ferrata-Tour durch die Silberkarklamm mit einem luftigen Finale auf die Karwand.

Länge: 290 Hm
Schwierigkeit: C/D schwierig/sehr schwierig
Zustieg: 15 min
Abstieg: 50 min
www.schladming-dachstein.at

„Wälder und Abendrot“ - Widerschrofen

Am Widerschrofen bieten zwei schnell erreichbare und sehr anspruchsvolle Sport-Klettersteige viel Kletterspaß. Vom Ortsrand von Schnepfau aus sind es nur wenige Meter zur auffälligen Felswand. Vor einigen Jahren errichteten Mitglieder der Bergrettung Mellau diese Klettersteige an den Felsabbrüchen des Widerschrofens bei Schnepfau. Der Wälder Klettersteig mit der Schwierigkeit D bietet mit einer Steilstufe gleich zu Beginn die erste Herausforderung. Dann folgt eine sehr rutschige Traverse. Mehrere Stellen im Überhang sind zu meistern.
Der Abendrot-Klettersteig direkt nebenan, Schwierigkeit E ist ein kurzer, aber extrem schwieriger und exponierter Sportklettersteig. Bei Nässe erschweren eine Vielzahl an rutschigen Stellen den Aufstieg zusätzlich. Er ist ausschließlich sehr guten Kletterern mit viel Armkraft vorbehalten. Beim Klettern durch die extrem ausgesetzte Wand geben sparsam gesetzte Tritthilfen Sicherheit. Die gesamte Route führt oft überhängend bis zum 100 Meter höher liegenden Ausstieg. Eine Rastbank lädt zum Pausieren ein und bietet eine schöne Aussicht auf die Kanisfluh. Hier ist auch der Wechsel zum benachbarten Wälder-Steig möglich, der etwas leichter nach oben verläuft.

Länge: 120 Hm
Schwierigkeit: D/E sehr schwierig/extrem schwierig
Zustieg: 15 min
Abstieg: 15 min
www.bregenzerwald.at