Die Routenbauer kennen keine Gnade

Das Kletterzentrum Stuttgart platzt beim Deutschen Leadcup aus allen Nähten

von Steffen Müller

Das Kletterzentrum Stuttgart war beim Deutschen Leadcup voll bis auf den letzten Platz. Die Zuschauer sahen Höchstleistungen auf extrem schwierigen Routen.

Es war ein perfektes Wochenende, nur blieben den Teilnehmern aus Baden-Württemberg die Plätze ganz vorne verwehrt. Der Sindelfinger Klaus Berghold, stellvertretender Vorsitzender der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins, die den Leadcup und den Deutschen Jugendcup gemeinsam mit der Sektion Stuttgart ausrichtete, war dennoch sehr zufrieden: "Das war Werbung für den Klettersport und der Zuschauerandrang hat selbst unsere Erwartungen übertroffen. Mehr Menschen wären gar nicht in die Halle gegangen".

Das liegt auch an der Tatsache, dass die Anlage "für aktive Kletterer und nicht für Wettkämpfe mit vielen Zuschauerplätzen entwickelt wurde", sagt Berghold. Was die Kletter- und Boulderfläche betrifft, gehört das Kletterzentrum auf der Waldau 4600 Quadratmetern Kletterfläche zu den größten Anlagen überhaupt  und die Enge sorgte während des Wettkampfs für eine besondere Atmosphäre. Über 80 Ehren- und Hauptamtliche aus den Sektionen Schwaben und Stuttgart sorgten an den beiden Wettkampftagen und lange im Vorfeld für die Organisation der Großveranstaltung. "Es war einsame Spitze wie die Helfer sich eingesetzt haben", sagte Angelika Drucks von der Sektion Schwaben.

Neuer Modus

Neu war der Wettkampfmodus. Erstmals fanden alle Qualifikationen am Samstag und alle Finals am Sonntag statt: "Das hat sich bewährt und den Ablauf Sportler, Organisatoren und Zuschauern deutlich entzerrt", sagt Angelika Drucks.

Durchweg als schwer wurden die Routen an den beiden Wettkampftagen bezeichnet. "Die Routenbauer Luke Brady, Josef Wetzel und Markus Hoppe hatten sehr anspruchsvolle Routen als Aufgaben gestellt. Die Routen mussten so schwer sein, dass das gesamte Feld eine sportliche Selektion erfuhr. Diese Aufgabe erfüllten die Routenbauer mit Bravour", sagte Georg Hoffmann, Landestrainer Baden-Württemberg und Betriebsführer des Kletterzentrums Stuttgart. Das Ergebnis: nur wenige Teilnehmer kamen oben an.

Am besten damit zurecht kam bei den Männern Martin Tekles (Achental). Florian Böbel von der Sektion Schwaben des DAV rangierte nach der Qualifikation auf einem starken zweiten Platz, landete im Finale nach einem Patzer schließlich auf Rang sieben. Bei den Frauen gewann Sofie Paulus aus Coburg. Einen ganz starken Eindruck hinterließ Lydia Feiler von der Sektion Schwaben. Sie belegte Platz vier bei den A-Juniorinnen und Platz elf in der Frauen-Wertung.

Info

Das Kletterzentrum Stuttgart wird von den Sektionen Schwaben und Stuttgart des Deutschen Alpenvereins betrieben. Es ist eines der größten seiner Art. Unter www.alpenverein-schwaben.de gibt es Informationen und Kursangebote rund ums Sportklettern. Mehr zur Ortsgruppe Kreis Böblingen der Sektion Schwaben gibt es unter www.alpenverein-bb.de im Netz.

Infos

Die Kletter-Disziplinen*

Lead

Lead ist die bekannteste Disziplin des Kletterns und seit mehr als zwanzig Jahren als Wettkampfsportart etabliert. Geklettert wird mit Seil an zirka zehn bis 20 Meter hohen Kunstwänden, wobei vor allem Kraft, Ausdauer sowie technische und taktische Finesse gefragt sind. Ziel beim Lead ist es, eine Route innerhalb eines festen Zeitlimits möglichst sturzfrei zu meistern, beziehungsweise in dieser Route möglichst höher als die Konkurrenten zu klettern.

Bouldern

Bouldern bedeutet Klettern in Absprunghöhe ohne Seil, wobei Weichbodenmatten einen eventuellen Sturz abfangen. Beim Bouldern geht es um das Bewältigen möglichst schwerer Einzelzüge oder Bewegungsabläufen. Dabei ist Schwierigkeit beim Bouldern schon lange nicht mehr gleichbedeutend mit möglichst kleinen Griffen: Wer bei Boulderwettkämpfen vorne mit dabei sein will, braucht neben einem hohen Maß an Athletik auch eine sehr gute Beweglichkeit sowie ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen.

Speed

Beim Speedklettern ist der Name Programm: die Geschwindigkeit entscheidet über den Sieg. Dabei sind vor allem Schnell- und Maximalkraft sowie hohe Greif- und Trittpräzision trotz höchster Geschwindigkeit gefragt. Im Zuge eines Wettkampfes über mehrere KO-Runden, bei denen die Kletterer jeweils gegeneinander antreten, entscheidet auch die Schnellkraftausdauer über hop oder top. Die Kletterer müssen am Ende der Route einen Buzzer betätigen, der die Zeit anhält.

*Definitionen des Deutschen Alpenvereins (DAV)