Mit einem Foto fing alles an

Pionier Peter Schmid aus dem Westallgäu bietet seit 20 Jahren Skitouren in Norwegen an

von Steffen Müller

Peter Schmid mag die Abwechslung. Im Sommer bietet der Bergführer aus Weiler-Simmerberg im Westallgäu in den Calanques bei Marseille und auf Sardinien Klettern und Segeln an – im Languedoc wird geklettert und gesurft. Im Prättigau in Graubünden gibt es im Winter Skitouren und Jazz. Eine echte Pionierleistung war vor 20 Jahren eine damals völlig abwegig scheinende Idee: Segeln und Skitouren in Norwegen.
„Abenteuer Tiefschnee“ sprach mit Peter Schmid über die Anfänge, die rasante Entwicklung des Skitourismus in anderen Teilen Norwegens und sein Faible für Touren am Fjord.

Skitouren und Meer – wie passt das zusammen?

Peter Schmid: „Wasser und Berge gehören für mich schon immer zusammen. Ich bin als Westallgäuer zwischen Alpen und Bodensee aufgewachsen, da geht man einen Tag segeln und am anderen bergsteigen. Das hat mich geprägt.“

Vom Schwäbischen ans Nordmeer ist dann doch ein großer Sprung. Wie kommt man auf so eine Idee?

Peter Schmid: „Ich bin tatsächlich durch ein Foto in einem italienischen Magazin darauf aufmerksam geworden. Jungfräulicher Schnee, ein einsamer Skifahrer auf einem weiten Hang und das glitzernde Meer im Hintergrund. Das hat mich förmlich angesprungen.“

Es sind also schon vorher ein paar Freaks in Norwegen auf Tourenski unterwegs gewesen?

Peter Schmid: „Ich war damals der erste Bergführer aus dem deutschsprachigen Raum, der so etwas angeboten hat. Nur ein paar Italiener und Franzosen waren schon auf die Idee gekommen.“

Wie lief die erste Tourenwoche im hohen Norden?

Peter Schmid: „Das war alles recht spannend. Ich habe mich erst mal an der Touristen-Info in Ålesund durchgefragt und habe so einen Skipper ausfindig gemacht, der abenteuerlustig genug war, sich mit ein paar Mitteleuropäern auf Tourenski ins winterliche Nordmeer zu begeben. Die Buchung des Schiffes, der Lea-Christianen, lief per Fax. Entsprechend nervös war ich, als ich zur Premiere mit meiner Gruppe in Norwegen ankam. Die Reise war gleich gut gebucht. Es sollte also möglichst nichts schiefgehen. Wir lagen eine Woche im Hjørundfjord, immer festgebunden.“

Die Gegend um Ålesund ist für Skitouren im Gegensatz zu Lyngen eher unbekannt…

Peter Schmid: „Ja, zum Glück. Von Einsamkeit kann man in den Lyngen-Alpen oder auf den Lofoten nur träumen. Rund um unseren aktuellen Stützpunkt, das Juvet Landscape Hotel nördlich des berühmten Geiranger-Fjords, ist man fast immer allein unterwegs – und hat mindestens so gute Tourenbedingungen. Die Auswahl an Skitouren ist nahezu unerschöpflich. “

Warum geht es inzwischen ins Hotel statt aufs Segelschiff?

Peter Schmid: „Letztlich wird das Schiff auch eher als Hotel genutzt. Segeln ist mangels Windes kaum möglich, so geht man direkt von der Anlegestelle zur Skitour oder man muss ein Stück mit Motor durch den Fjord tuckern. Trotz allem ist ein Segelschiff ökologischer und bietet mehr Schlafplätze als beispielsweise ein Motorschiff. Auf Wunsch biete ich die Touren auf dem Schiff noch für Gruppen an, für die Tourenwochen gehen wir aber ins Hotel. Das ist klein, familiär und nachhaltig geführt. Zudem liegt es an einer unglaublich schönen, absolut einsamen Stelle. Es besteht aus alleinstehenden Appartements. Sie bieten mit ihren großen Glasfronten einen spektakulären Blick in die großartige Berglandschaft. Man brauch also kein Schiff, um das Fjord-Ambiente in vollen Zügen zu genießen.“

Was macht die Touren am Fjord aus - und welche Voraussetzungen muss man mitbringen?

Peter Schmid: „Man bewegt sich zwischen 0 und etwa 1600 Meter Höhe, was dazu führt, dass man ziemlich leicht läuft. Außer dem Mehr an Luft zum Atmen, kann man die Verhältnisse mit Bergen zwischen 2000 und 3000 Meter Höhe in den Alpen vergleichen. Die Hänge sind weit, die Aussicht auf die Fjorde ist atemberaubend.“

Wann ist die ideale Zeit?

Peter Schmid: „Von Mitte, Ende März bis Anfang Mai, da ist das Wetter am stabilsten und die Schneesituation praktisch immer gut. Man hat häufig perfekten Firn und grandioser Pulver begegnet einem ebenso häufig. Außerdem sind die Tage schon so lang, dass man morgens nicht besonders früh raus muss.“

Wo liegt der Reiz bei den Touren in Norwegen?

Peter Schmid: „Es ist nicht das Extreme, es ist das Besondere. Es ist die wunderbare Ruhe, die man zu dieser Zeit in dieser Gegend genießen kann. Bevor die Kreuzfahrtschiffe mit ihren Dieselschwaden das Idyll stören, sind wir schon längst wieder weg.“