Mit dem E-Bike quer durch die Alpen, wahrscheinlich lässt kein anderes Abenteuer mein Herz höherschlagen. Kein Wunder also, dass ich mir die Glacier Bike Tour vorknöpfe, denn die Route verspricht einiges: Eine E-Bike Genussroute, die über 370 Kilometer und 9.500 Höhenmeter durch drei Kantone einmal quer durch die Alpen führt. Bikepacking ist seit Jahren voll mein Ding, doch eine Fahrradreise mit dem E-Bike; das ist für mich Neuland.
Wie der Name vermuten lässt, orientiert sich die Route am Glacier Express, einer Panorama-Bahnreisestrecke, die seit 130 Jahren St. Moritz im Engadin mit Zermatt am Fuße des Matterhorns verbindet. Kurz zusammengefasst ist die Glacier Bike Tour perfekt für E-Bike-Tourenfahrer, die das sportliche Erlebnis mit dem Genuss von Natur und Kultur, Land und Leuten verbinden wollen.
Der bunte Mix an Schotter, Asphalt und ab und an schmalen Pfaden verspricht viel Abwechslung, bedeutet aber auch, dass eine solide Fahrtechnik nicht fehlen darf - ebenso wenig wie das passende Rad. Ich vertraue für den Trip auf das Trek Powerfly, welches dank der Unterstützung der Performance Line CX von Bosch Fahrspaß garantiert und mit der 750Wh Batterie jeglichen Reichweiten-Stress verpuffen lässt. Dankbar bin ich auch über den Komfort des vollgefederten Bikes.
Es ist naheliegend, dass ich die Anreise nach St. Moritz mit dem Zug in Angriff nehme. Ich steige in Chur auf die Rhätische Bahn um, die mich über die herrliche Albula-Route nach St. Moritz bringt und einen unkomplizierten E-Bike-Transport gewährleistet. Mit viel Vorfreude schaue ich träumend aus dem Fenster. Als die Bahn über das Landwasser Viadukt braust und ich unten im Tal die Straße des Albula-Passes erblicke, steigt die Vorfreude, denn genau hier wird in den kommenden Tagen die Route entlangführen.
Zum Start durch das Engadiner Hochtal
Zum Auftakt führt mich die Glacier Bike Tour dem Inn entlang flussabwärts durch das Engadiner Hochtal und dann über den Albula Pass, der beste Aussicht gewährt auf die Kehrtwenden-Kunst der UNESCO-Weltkulturerbestrecke der Rhätischen Bahn. Vom hübschen Bergdorf Bergün führt mich die Glacier Bike Tour zunächst über die Lenzerheide und dann über den spektakulären Pfad «alter Schyn» nach Thusis. Von knapp 2000 Meter hinab in den sonnenverwöhnten Obstgarten Graubündens, dem Domleschg. Für mich darf dabei Kaffee und Kuchen in der Casa Caminada in Fürstenau, der kleinsten Stadt der Welt, nicht fehlen. Überhaupt steht für mich Genuss auf dieser Tour im Vordergrund. Die Tipps zu Kulinarik, Übernachtungsmöglichkeiten und historischen Geschichten, die die Website der Glacier Bike Tour zu bieten hat, helfen bei der Planung und das imposante Panorama der Schweizer Alpen rundet das Genusserlebnis ab.
Vom Rhein bis in die Gletscherwelt des Wallis
Von Thusis geht’s wieder in die luftige Höhe des Heinzenbergs, der mir auf der Alp Suot eine herrliche Sicht auf den Zusammenfluss Vorder- und Hinterrhein gewährt. Nach der Fahrt durch weite Wiesen, Weiden und Wälder führt mich die Route direkt zum (be)lohnenden Alpbeizl – das kann kein Zufall sein. Gegen den Strom fahre ich den Rhein hinauf durch die Rheinschlucht, auch bekannt als Grand Canyon der Schweiz.
In Valendas gönne ich mir beim Gasthaus am Brunnen einen Kaffee und bestaune dabei den größten Holzbrunnen Europas. Die Steigung zur Dutjer Alp fordert mich gewaltig, doch der darauffolgende spaßige Singletrail zaubert mir schnell wieder ein Lachen ins Gesicht und so gelange ich nach Ilanz, der ersten Stadt am Rhein. Sanft, aber stetig führt die Route dem Rhein entlang bergauf zum Klosterdorf Disentis. Monoton wird es dabei allerdings nicht – die Strecke ist genauso abwechslungsreich wie Natur und Kultur am Wegesrand. Das Bett im Klosterhotel lässt mich Schlafen wie ein Murmeltier. Schlaf ist auch nötig, denn in Disentis wartet der Oberalppass auf mich, der zweite Alpenpass auf der Route, der mich nach Andermatt im Kanton Uri führt. Andermatt ist bekannt für ikonische Pässe. Nur weniger Kilometer weiter nehme ich den Furkapass in Angriff, dessen Passhöhe auf 2429 Meter der höchste Punkt der Glacier Bike Tour ist.
Von hier geht es direkt in die Gletscherwelt des Wallis weiter und zum Ursprung der Rhone. Nach der kargen, archaischen Kulisse am Furka führt mich die Glacier Bike Tour durch das malerische Goms. Durch Auenwälder, einsame Täler und alte Bergdörfer hinab bis zu den Weinbergen des warmen Wallis. Für das Grande Finale gilt es wieder Höhenmeter zu überwinden. 1140 sind es insgesamt, die von Visp stetig bergan direkt auf das Matterhorn zu führen. Mit Blick auf den sagenumwobenen Gipfel lasse ich die Reise nochmals Revue passieren und freue mich über die geglückte E-Bikepacking-Premiere. Mein Herz ist voll mit neuen Eindrücken, der Kopf leicht und frei und die Beine freuen sich bereits aufs nächste Abenteuer. Radfahren macht glücklich, das hat sich einmal mehr bestätigt.