Ein See und hohe Gipfel

Kandersteg im Berner Oberland ist nicht nur für Bergsteiger ein Traum

von Steffen Müller

Im Lied von Vogellisi heißt es: „Ds`Berner Oberland isch schön.“ Jahr für Jahr wird das Lied beim Ski-Weltcup-Wochenende in Adelboden in der Dauerschleife gesungen. Der Aussage ist nichts hinzuzufügen. Weniger bekannt als das nahe Adelboden – aber mindestens so schön – ist Kandersteg. Viele haben von dem Ort nur im Zusammenhang mit dem Lötschberg-Basistunnel und dem dortigen Autoverlad gehört. Doch Kandersteg ist viel zu schade für eine schnöde Durchgangsstation.
Die Lage am Ende des Kandertals, umgeben von 3000ern und wunderbaren Bergseen hat einen ganz besonderen Charme. Diesen Charme haben auch die Pfadfinder für sich entdeckt. Das „Kandersteg International Scout Centre“ ist eines von 3 Zentren der Weltpfadfinderorganisation. Entsprechend präsent sind deren Mitglieder, was für viele junge Gäste und eine angenehme Quirligkeit in dem Ort am Talende sorgt.

Eine echte Erfrischung auf 1578 Meter

Einer der Seen – und sicher der spektakulärste – ist der Oeschinensee hoch über Kandersteg, der fast schon unwirklich spektakulär zwischen mächtigen Felswänden thront. Der Bergsee gehört zum erweiterten  UNESCO-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch und ist von den Dreitausendern Blüemlis­alp, Oeschinenhorn, Fründenhorn und Doldenhorn eingerahmt.
Im Westen öffnet sich die Szenerie und ermöglicht selbst im Hochsommer dank seiner Lage auf 1578 Metern ein wirklich erfrischendes Badevergnügen. Hinauf kommt man von Kandersteg entweder bequem mit der Seilbahn oder aber zu Fuß.
Am schönsten ist die Erfrischung nach einer wunderbaren Tour durch die Bergwelt der Berner Alpen. Eine einfache aber landschaftlich spektakuläre Unternehmung ist die Runde auf den Heuberg (1987 Meter). Sie führt zunächst entlang des Nordufers des Sees und weiter zum Berghaus Unterbärgli (1796 Meter).
Auf der wunderbaren Terrasse bietet sich eine kurze Rast an. Das Angebot an Getränken und Speisen ist überschaubar, ein Dezi Weißwein ist an einem warmen Sommertag aber sicher kein Fehler – und der Blick von hier oben ist fantastisch.

Majestätische 3000er

Danach geht es weiter bergauf über das Oberbärgli (1978 Meter) in weitem Bogen nach Westen Richtung Heuberg. Die Aussicht vom teilweise ausgesetzten Weg ist atemberaubend. Unter einem der Oeschinensee, gegenüber die majestätischen 3000er, die das Tal vom Lötschental im Süden trennen. Schließlich geht es wieder hinunter in Richtung See – und am besten direkt in die Fluten, sofern es das Wetter zulässt. Zurück nach Kandersteg kommt man entweder zu Fuß entlang des Öschibachs, der sich kurioserweise tatsächlich mit „Ö“ und nicht wie der See mit „Oe“ schreibt, oder mit der Seilbahn.
Bergbegeisterte finden hier alles, was das Herz begehrt. Ein echtes Spektakel ist der Klettersteig Allmenalp mit tosenden Wasserfällen, steilen Leitern, Dreiseilbrücken oder Seilrutschen. Wer den Steig in Angriff nimmt, sollte allerdings etwas Erfahrung und keinesfalls Höhenangst mitbringen. Hier geht es extrem luftig zu, leichte Überhänge inklusive. Bewertet ist der Steig mit 4 am oberen Ende der 5-stufigen Skala.
Wer richtig hoch hinaus möchte und über ausreichend alpine Erfahrung verfügt, dem sei die grandiose Blüemlis­alphorn-Überschreitung ans Herz gelegt. Hier warten 2500 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und ein 3663 Meter hoher Gipfel auf ambitionierte Alpinisten.

Infos

Kandersteg liegt am Ende des Kandertals auf 1200 Meter.
Die Gegend um den Oeschinensee und um das Gasterntal sind Teil des UNESCO-Welterbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.
Mehr zum Oeschinensee unter
www.oeschinensee.ch
Mehr zum Klettersteig unter
www.allmenalp.ch
Tourentipps und Übernachtungsmöglichkeiten unter
www.kandersteg.ch 
Campingplatz Rendez-vous:
www.camping-kandersteg.ch