Das Beste aus zwei Welten

Unterwegs auf dem Alpe-Adria-Trail zwischen Ossiach und Kranjska Gora

von Steffen Müller

„Merke es dir, endlich: Das Gehen ist deine Erkenntnis – das lange ausgreifende, vielfältige Gehen, über Berg und Tal. Die Welt will von deinen Schritten durchfurcht werden – ja, ich muss wieder mehr über die Hügel stürmen.“ Peter Handke

Dieses Zitat des kärntner Literatur-Nobelpreisträgers Peter Handke ist so etwas wie das Motto des Alpe-Adria-Trails. Es erschließt sich einem spätestens dann, wenn man sich auf den Weg macht.
Idyllische Seen, faszinierende Gipfel, quirlige Ufer-Promenaden und einsame Pfade, ewiges Eis und erfrischende Bäder im See. Dazu gibt es feinste Speisen und Getränke, beeinflusst durch alpine und mediterrane Kultur. Der Alpe-Adria-Trail dürfte der vielfältigste Fernwanderweg der Alpen sein. Er führt durch Kärnten, Slowenien und Friaul Julisch Venetien.

Rundum-sorglos-Paket

Das ist an sich schon Grund genug, sich auf den Weg zu machen. Am Stück wird man die 43 Etappen kaum erwandern können, aber in mundgerechten Häppchen durchaus. Oder man pickt sich einfach die Abschnitte heraus, die einen besonders reizen.
Das Schöne dabei: man kann den Trail mit dem Rundum-Sorglos-Paket von Kärnten-Tourismus buchen – inklusive Gepäcktransport, Shuttle-Service am Ende der Strecke und Unterkunftskategorie – ganz nach Geschmack und Geldbeutel.
Wir haben die Etappen 20 bis 22 in Angriff genommen. Hier warten Seen, Burgen, das Monte Carlo Kärntens und mit den Karawanken eine faszinierende Bergwelt auf den Wanderer. Dazu gibt es beeindruckende Aussichten auf die Gipfel des Triglav-Nationalparks in Slowenien.

Faszinierende Kontraste

Definitv sind es auch die Kontraste, die den Trail so faszinierend machen - und von diesen gibt es auf unseren drei Etappen viele. Doch beginnen wir am Anfang und dem perfekten Start dieser Wanderung. Die Stiftsschmiede in Ossiach, direkt am gleichnamigen See gelegen, ist unser Quartier nach der Anreise und eine ideale Einstimmung, auf das, was uns die kommenden Tage erwartet. Nach einer wunderbaren Nacht folgt ein noch schöneres Frühstück – optisch wie geschmacklich. Wir könnten noch ewig auf der Terrasse bei Gerhard Satran sitzen bleiben, schlemmen, in die wunderbare Landschaft schauen und am besten am Abend noch eines der vielgelobten Fischgerichte verkosten.
Doch wir haben noch etwas vor heute – die erste Etappe unseres Alpe-Adria-Abenteuers führt von Ossiach nach Velden am Wörthersee. Über die Ossiacher Tauern geht es durch eine wie verwunschen wirkende, schattige Klamm einsam bergauf. Vorbei an kleinen Wasserfällen, Moosteppichen und uralten Bäumen kann man hier auch in der größten Sommerhitze jeden Schritt genießen. Auf dem Kamm weitet sich der Blick, die Landschaft wird offener, es geht durch kleine, einladende Dörfer und der Wörthersee mit den Karawanken im Hintergrund dominiert den Blick nach Süden. Hier oben ist genau der richtige Zeitpunkt für eine Einkehr im Dorfgasthaus – natürlich mit traumhaftem Blick.
Frisch gestärkt geht es weiter bergab. Statt Wald und kleiner Dörfer wird es Richtung Wörthersee immer belebter. Kein Wunder, schließlich führt die Wanderung direkt ins Monte Carlo von Kärnten, nach Velden. Hier gibt es nicht nur einen wunderbaren Strand und eine edle Promenade. Noch eine ganz andere Attraktion findet sich in Velden. Eine Stele mit dem Schlagersänger und Schauspieler Roy Black, bürgerlich Gerhard Höllerich, der mit seinen Liedern und vor allem in der Serie „Ein Schloss am Wörthersee“ zahlreiche Herzen im deutschsprachigen Raum eroberte.

Die Statue von Roy Black war plötzlich weg

Wir kommen am 15. September 2020 in Velden an. Just an diesem Tag wurde das neue Denkmal eingeweiht. Die vorige Version war gestohlen worden. Dieses Schicksal sollte auch der nagelneuen Variante widerfahren. Am 19. September wird sie von Unbekannten abtransportiert. So bekommt der Smartphone-Schnappschuss im Nachhinein einen ganz anderen Wert. Wenige Tage später war Roy Black back – die Büste tauchte in einem Gastgarten in einem Plastiksack auf und thront nun wieder auf ihrem Sockel. Genug mit dem Exkurs in die Welt des Schlagers, aber das ist eben auch ein Aspekt der Vielfalt am Alpe-Adria-Trail.
Jetzt konzentrieren wir uns wieder auf die Schönheit der Region. Nach einem stimmungsvollen Abendessen an der Seepromenade und einem herzhaften Frühstück im Hotel Garni Buchenhof geht es auf die nächste Etappe bis zur Baumgartner Höhe. Knapp 22 Kilometer und gut 750 Höhenmeter bergauf und derer 290 bergab sind das heutige Pensum. Vom Wörthersee geht es zunächst vorbei am Flachwasserbiotop Föderlach hinauf zum Faaker See. Hier ist ein Bad im glasklaren Wasser Pflicht – sofern Temperatur und Wetter stimmen. So erfrischt ist man für die verbleibenden rund zehn Kilometer und 400 Höhenmeter bestens gerüstet.
Zunächst geht es gemütlich über Wiesen und durch die Örtchen Faak am See und Pogöriach. Die Karawanken und den finalen Anstieg des Tages direkt vor Augen. Am Anfang schlängelt sich der Pfad steil durch den Wald, dann öffnet sich die Landschaft und der Blick schweift über die Kärntner Seenlandschaft. Besonders schön von der Burgruine Altfinkenstein aus. Zwar ohne mittelalterliche Mauern aber noch erhabener ist der Blick von der Baumgartnerhöhe – unserem heutigen Ziel auf gut 900 Meter Höhe.
Jetzt heißt es wieder Kräfte tanken beim Abendessen auf der Terrasse des Baumgartnerhofs - und beim atemberaubenden Sonnenuntergang mit Blick auf glitzernde Kärnten Seen. Tags darauf wartet die Königsetappe unserer dreitägigen Wanderung. Kranjska Gora heißt das Ziel. Um in den berühmten slowenischen Wintersportort zu gelangen, müssen wir satte 1300 Höhenmeter bergauf, ebenso viele bergab und knapp 22 Kilometer Strecke bewältigen.
Noch spektakulärer als die bloßen Zahlen ist die Etappe an sich. Aus der lieblichen Kärntner Seenlandschaft geht es hinauf in die schroffen, einsamen Karawanken. Wir wandern durch eine faszinierende Bergwelt auf wunderbaren Pfaden über den Grat mit Blick auf den Triglav-Nationalpark im Süden und Kärnten im Norden.

Kein Zuckerschlecken

Während die vorigen Etappen mit durchschnittlicher Kondition problemlos machbar sind, muss man hier noch etwas mehr Ausdauer, vor allem aber Schwindelfreiheit und Trittsicherheit mitbringen. Noch wichtiger: die Tour sollte man nur bei stabilem Wetter in Angriff nehmen.
Wenn diese Faktoren passen, erlebt man eine grandiose, alpine Bergwanderung. Die ersten acht Kilometer geht es stetig bergauf. Nach fünf Kilometern überquert man am Jepzasattel auf 1440 Meter erstmals die Grenze zu Slowenien und wandert dann auf dem teils schmalen und wunderschönen Grat weiter bis zum 1842 Meter hohen Schwarzkogel, dem höchsten Punkt der Tour. Bis hierher haben wir bereits rund 1000 Höhenmeter in den Beinen – und werden mit einem majestätischen Rundumblick belohnt. Dass uns an diesem Tag kein strahlend blauer Himmel verwöhnt, tut der Tour keinen Abbruch. Die Stimmung mit dem Wechsel aus Sonne und Wolken ist mystisch und mit jedem Meter weiter Richtung Süden wird es sonniger. Zunächst geht es rund drei Kilometer auf und ab, hinunter auf 1700, wieder hinauf auf 1830, ehe der lange Abstieg nach Kranjska Gora beginnt. Auf zehn Kilometern vernichten wir gut 1000 Höhenmeter – zunächst in einsamen Wäldern, dann vorbei an Bergbauernhöfen, ehe wir schließlich entlang der Wurzener Save (Sava Dolinka) bis ins slowenische Wintersport-Mekka Kranjska Gora kommen.

Ein viel zu kurzer Ausflug

Hier endet unser viel zu kurzer Ausflug in die Welt des Alpe-Adria-Trails – mit einem reichhaltigen slowenischen Grillteller und einem kühlen Bier. Nach einer Nacht in Slowenien geht es bequem mit dem Shuttle zurück zum Ausgangspunkt am Ossiacher See.
Die drei Etappen auf dem Alpe-Adria-
Trail waren garantiert nicht unsere letzten. Wir kommen sicher wieder und werden weitere Teile dieses faszinierenden Fernwanderwegs erkunden. Besonders schön: Durch die perfekte Organisation des Buchungscenters, kann man sich sein ganz individuelles Tourenpaket zusammenstellen lassen – und kann sich so voll aufs Wandern und Genießen konzentrieren. Bei Fragen steht die Hotline jederzeit zur Verfügung.

Infos

Mehr zum Alpe-Adria-Trail und viele weitere spannende Reportagen und wertvolle Tipps zum Wandern direkt im Magazin Abenteuer Wandern & Trekking

Unsere Etappen

Etappe 20: Ossiach – Velden
Gehzeit: 6 Stunden
Länge: 17 km
Aufstieg: 542m
Abstieg: 603m
Schwierigkeit: mittel

Etappe 21: Velden – Faaker See / Baumgartnerhöhe
Gehzeit: 6.45 Stunden
Länge: 21.4 km
Aufstieg: 715 m
Abstieg: 284 m
Schwierigkeit: mittel

Etappe 22: Baumgartner Höhe – Kranjska Gora
Gehzeit: 8 Stunden
Länge: 21.4 km
Aufstieg: 1291 m
Abstieg: 1397 m
Schwierigkeit: schwer