Ausrüstungsguide Bikepacking

Das muss wirklich mit auf Tour

von Steffen Müller

Bikepacking-Listen gibt es viele - und sie lassen sich unendlich verlängern. Der Wunsch, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, ist mehr als nachvollziehbar. Doch nicht alle Bikereisenden benötigen Equipment, das für eine mehrwöchige Afrika-Durchquerung ausgelegt ist. Weniger ist mehr.
Gerade wer innerhalb Europas in Hotels, Pensionen oder auf Campingplätzen übernachtet, kann ziemlich schlank unterwegs sein. Ich schaffe es auf solchen Touren mit Zwei-Personen-Zelt und leichtem Schlafsack in der Regel mit sieben Kilo Ausrüstung auszukommen. Wer täglich seine Klamotten waschen kann und eher im Restaurant isst, als selbst zu kochen, kann sich eine Menge an Gepäck sparen. Wer dagegen durch einsame Gegenden reist, oder einfach autarker und damit meist auch günstiger unterwegs sein will, erkauft sich die Freiheit mit höherem Gewicht. Auch dann dürfte man mit zehn Kilo auskommen. 
In Sachen Ersatzteile und Werkzeug sollte man sich ebenfalls bescheiden. Ein Multitool muss mit, ein Ersatzschlauch ist Pflicht, ebenso gehören ein paar Kettenglieder inklusive -nieter, Ersatz-Bremsbeläge und ein Schaltauge ins Gepäck. Mindestens so wichtig: die Skills, all das zu bedienen. 

Hier unsere minimalistische Liste für Mehrtagestouren in gemäßigtem Klima:

Basics (für die Fahrt)

• Fahrradhelm
• Radbrille/Sonnenbrille
• Trinkflasche

Bekleidung/Accessoires (für die Fahrt)

• Radhose mit Polster
• Radtrikot oder Shirt
• Fahrradsocken
• Sport-BH
• Windweste/-jacke (am besten reflektierend)
• Fahrradschuhe
• Handschuhe
• Mütze
• Isolationsjacke (leichte Daunen- oder Primaloft-Jacke)
• Regenjacke

Bekleidung (nach der Fahrt)

• Shirt
• leichter Pullover oder man nimmt die Isolationsjacke (s. Bekleidung für die Fahrt) 
• leichte Hose
• Unterwäsche
• leichte Schuhe oder Sandalen

Hygiene

• Reisehandtuch
• Zahnbürste
• Zahnpasta
• Körper-/Gesichtscreme (in kleinen Döschen)
• Sonnencreme, Lippenstift
• Insektenschutz
• Seife/Shampoo
• Deo
• Haarbürste/Haargummis
• Hygieneartikel
• Feuchttücher
• Taschentücher

Für den Notfall

• Erste-Hilfe-Set (inkl. Pflaster und Verband)
• Wundspray
• Schmerzmittel
• Biwaksack (nur, wenn kein Schlafsack dabei)

Technik & Licht

• Fahrradlicht (Front- und Rücklicht, ggfs. weitere mit Blinkfunktion zur besseren Sichtbarkeit auf dunklen Landstraßen)
• Leichte Stirnlampe
• Fahrradcomputer
• Powerbank, Ladestecker und Ladekabel
• Smartphone
• Action-Cam (optional)
• Ersatz-Akkus/Batterien

Fahrradpflege & Reparatur

• Kabelbinder
• Multitool
• Flickzeug/Dichtmilch
• Reifenheber
• Schlauch
• Pumpe und ggfs. Ventiladapter
• Ersatzventil inkl. Werkzeug
• Kettenglieder inkl. -nieter
• Bremsbeläge
• Schaltauge
• Kettenöl/-wachs
• Kleiner Schmutzlappen

Papiere & Sonstiges

• Ausweis
• Bargeld, Kreditkarte
• Krankenversicherungskarte
• Taschenmesser
• Fahrradschloss
• Spanngurte/Pedalriemen 
• kleiner Rucksack/Daypack (für Einkäufe und Pausentage)
• Plastik-Zip-Beutel

Zusatzausrüstung bei Übernachtung im Zelt

Campingausrüstung

• Zelt
• Isomatte
• Reparatur-Kit 
• Schlafsack
• Kopfkissen (alternativ: mit Kleidung gefüllter Packsack)

Zusatzausrüstung für Selbstversorger

• Campingkocher mit Brennstoff
• Campingbesteck (am besten Löffel und Gabel in einem)
• Campinggeschirr: Tasse, Teller
• Feuerzeug
• Kleiner, leichter Topf aus Titan oder Alu
• Brühwürfel
• Taschenmesser mit Dosen- und Flaschenöffner
• Kleiner Schwamm
• evtl. Wasserfilter

Bilder: Ben Wiesenfarth

Infos

Die richtigen Taschen

Mit dem Siegeszug des Gravelbikes – im Bild das Speedster vom Reiserad-Experten Velotraum aus Weil der Stadt - hat auch das Thema Fahrspaß für Bike-Reisende einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Im Idealfall bleibt das Rad auch mit Gepäck agil und lässt sich im Gelände oder auf rasanten Abfahrten dynamisch steuern. 
Hier hilft ein möglichst geringes Zusatzgewicht und – nicht zuletzt – das Anbringen des Ballasts möglichst nah am Rahmen. Für das Fahrverhalten ist die Rahmentasche erste Wahl. Auch eine gut fixierte „Arschrakete“ unter dem Sattel hat kaum negativen Einfluss auf die 
Performance. 
Am Lenker lässt sich zusätzliches Equipment anbringen. Zum Beispiel ein spezielles Bikepacking-Zelt wie das MSR Hubba Hubba Bikepack 2. Wenn das an Laderaum noch nicht reicht, lassen sich an der Gabel (entsprechende Gewinde vorausgesetzt) weitere Taschen befestigen. 
Die Auswahl an Taschen ist inzwischen riesig. Wichtig: Sie sollten leicht und unbedingt wasserdicht sein - auch der Reißverschluss. Gute Erfahrungen haben wir beispielsweise mit dem Platzhirsch Ortlieb (www.ortlieb.com) und Apidura (www.apidura.com) gemacht - und es gibt auch eine regionale Alternative, die voll überzeugt: „fO.goods“ (www.fogoods.de). Florian Schuster produziert im Stuttgarter Osten in Handarbeit hochwertige, wasserdichte Bikepacking-Taschen – auf Wunsch als Maßanfertigung.