Gipfeltreffen im Kopf Voller Fokus auf das Wesentliche Tipps von Sportpsychologin und Outdoorsportlerin Caja Schöpf Fokus ist einer der Begriffe mit denen gerne inflationär um sich geworfen wird. Aber was bedeutet eigentlich Fokus oder Konzentration? Im Lateinischen bedeutete „Focus“ die Feuerstätte oder der Herd – ein Ort, der im Mittelpunkt des alltäglichen Lebens stand. Im psychologischen Sinne versteht man heute unter Fokus oder Konzentration die willentliche Bünde- lung unserer Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit. Umso länger und anspruchsvoller die Tätigkeit ist, umso anstrengender wird es den Fokus zu halten, um keine Fehler zu machen und im Flow zu bleiben. Aber es gibt trotz- dem Tricks und Tipps, dass einem dies gelingt oder man den Fokus verbessern kann. Auf langen anstrengenden Trails sicherlich eine Königsdisziplin. Wie bereite ich mich auf anspruchsvolle Trails vor? Der größte Gegner des Fokus ist die Ablenkung. Und diese lauert in allem, was unsere Sinne wahrnehmen können oder was uns gedanklich beschäftigt und somit im schlimmsten Falle die Emoti- onen negativ beeinflusst. Daher heißt es „control the controllable“ – kontrol- liere das, was du kontrollieren kannst. Wir können nie alles zu 100 Prozent kontrollieren und tragen immer einen gewissen Prozentsatz an Restrisiko, aber wir können versuchen uns auf so viel wie möglich vorzubereiten. Wenn ich 78 plane, eine anspruchsvolle Abfahrt zu wagen, dann gilt es von Anfang an bei der Sache zu sein. Und das geht beim Einschätzen der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten los. Denn der höchste Fokus hilft mir auch nichts, wenn ich komplett überfordert bin. Nicht zu ver- wechseln mit einer Herausforderung. Hier reicht mein Können und mit einer guten Planung wachse ich vielleicht sogar über mich hin- aus. Zur Vorbereitung gehört also Reflektieren der eigenen Fähig- keiten und Fertigkeiten, Ausrüs- tung und Wetter checken, ausreichend Schlaf und gute Verpflegung vorab und unterwegs. Außerdem spielt die Begleitung eine Rolle. Oft macht es bei anspruchsvolleren Vorhaben Sinn, eine erfahrenere Person dabei zu haben. Ich empfehle auch ausreichend Anfahrtszeit einzuplanen, um nicht unnötig in eine Stresssituation zu gelangen. Und zuletzt gehört natürlich das genaue Studium der Abfahrt dazu – egal ob im Winter oder Sommer. Welche Schwierigkeiten könnten mich vor Ort erwarten? Gibt es kreuzende Fußgänger- oder Forstwege, wo könnten rutschige Passagen sein, wo sind Hindernisse... Was lenkt am meisten ab? Wenn wir davon ausgehen, dass wir ganz nach dem Motto „control the controllable“ unsere Vorbereitungen getroffen haben, sind es in der Situa- tion an sich meist Gedanken, die uns ablenken können. Diese Gedanken rufen eine Emotion hervor und wirken sich dann auf unser Verhalten aus. Zum Beispiel denke ich an die schwierigste Stelle auf der Strecke, dies führt zu Angst, was wiederum zu unsicherem Verhalten und infolgedessen zu Fehlern oder unter Umständen zu einem Sturz führen kann. Wir sollten also lernen, auch unsere Gedanken zu kontrollie- ren oder zu steuern. Dabei hilft es im Moment zu bleiben, die Strecke in Ab- schnitte einzuteilen und sich nicht in einer Passage zu verlieren, die vielleicht erst im letzten Viertel kommt. Nur im Hier und Jetzt können wir Einfluss auf das nehmen was kommt. Außerdem helfen hier positive Selbstinstruktio- nen, Sätze, die einen beruhigen, Mut machen und an das erinnern, was zu gegebenem Zeitpunkt eine Rolle spielt. Eine weitere Sache, die uns ablenken kann, sind schlechte Nachrichten, die uns kurz vor dem Start erreichen und uns gedanklich bewusst oder unbe- wusst weiter beschäftigen. Wenn dein Kopf nicht frei ist, ist es weniger ratsam einen herausfordernden Trail zu fahren. Ein Grund, warum ich Leistungssport- lern empfehle, routinemäßig das Handy eine bestimmte Zeit vor einem Wett- kampf oder Training wegzulegen. Denn über das Handy prasseln unkontrolliert Nachrichten rein.