„Wo beginnt der Alpinismus, wenn der Tourismus den Gipfel des Mount Everest erreicht hat?“ Diese Frage stellt kein geringerer als Reinhold Messner – der Mann, der als Erster alle 14 Achttausen- der bezwungen hat. Der Besuch eines Museums ist norma- lerweise ein Blick in die Vergangenheit. Mit der Ausstattung seiner Museen gibt Reinhold Messner freilich eine in die Gegenwart und in die Zukunft gerich- tete Antwort auf seine eingangs zitierte Frage: Jeder entscheidet selbst, wo er die Grenze zwischen Tourismus und Alpinismus zieht. Messner selbst hat das Rätsel längst auf seine eigene Art gelöst: Er hat einst den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff bezwungen. Dies ist unbestritten Alpinismus pur. Wir wissen, dass wir als Touristen kommen. Wir, das sind Testfahrer der Magstadter Radmarke Centurion, darunter Firmenchef Wolfgang Renner persönlich, aber auch Ex-Profi Reimund Dietzen (zweimal Zweiter der Spanien- Rundfahrt), Bergreisen-Veranstalter Günther Härter, der selbst schon auf dem Mount Everest stand (1978), und Andi Heckmair, der immer, wenn er als Erfinder der Alpenüberquerung mit dem Fahrrad bezeichnet wird, betont, er habe gar nichts erfunden, sondern nur die vorhandenen Routen zwischen Oberst- dorf und dem Gardasee miteinander verknüpft. Der drei Kilometer lange und im Durchschnitt über elf Prozent steile Anstieg zum Schloss Juval, das nicht nur Museum ist, sondern auch der Sommer- sitz von Reinhold Messner, ist mit den E-Bikes ein Kinderspiel. Mit E-Bikes auf den Gipfel, auch wenn er nur etwa 1000 Meter hoch ist, um Reinhold Messner zu treffen, der alle Achttausender bestie- gen und dabei selbst auf den Sauerstoff aus der Flasche als zusätzliche Unter- stützung verzichtet hat? Ist das nicht ein bisschen seltsam? Wir stellen die E- Bikes vor der Zugbrücke ab, denn gleich hinter dem Tor, im Schlosshof, wird uns der Schlossherr persönlich empfangen. Den Berg erleben Nun, Reinhold Messner sieht die Sache unverkrampft. Da die Berge nicht zu den Menschen kommen (können), müssen die Menschen zu den Bergen kommen, wenn sie sie kennenlernen wollen. Und Reinhold Messner will den Menschen die Berge näherbringen. für manchen ist der Aufstieg (oder auch der Abstieg) zu beschwerlich. Er selbst bietet deshalb zu den Öffnungszeiten des Museums von Ende März bis Ende Juni und von Anfang September bis An- fang November einen Bus-Shuttle zum Schloss Juval an. Den Menschen die Berge näherbringen, das ist das, was Reinhold Messner will. Massentourismus lehnt er ab. „Ich will nicht, dass alle auf einem Punkt zusam- menkommen. Nicht umsonst habe ich meine Museen auf sechs Orte verteilt“, sagt er. Den Berg erleben, darauf komme es an. Und mit dem Mountainbike, und wenn es mit der Unterstützung eines Elektromotors sei, könne sich mancher Erlebnisse erschließen, die für ihn sonst unerreichbar seien. Bergab mit 80 Sachen Die E-Bikes von Centurion, allesamt Vorserienmodelle, an denen für die Serie noch etwas geändert werden könnte, wenn es notwendig wäre, beweisen auf der Tour ihre Zuverlässigkeit. Der Aufstieg zum Kronplatz ist mit einer Leichtigkeit zu schaffen, dass die Rad- profis, die 2010 beim Giro d’Italia ihre Maschinen 1100 Höhenmeter zum Teil auf Schotterwegen ohne Unterstützung hinaufwuchten mussten, wohl vor Neid erblasst wären. Aber nicht nur bergauf beweist sich ein gutes E-Bike. Bei der Abfahrt von der Plätzwiese (2000 m ü. d. M.), einem Hochplateau im oberen Pustertal, auf einer bolzgeraden, steilen Straße in Richtung Toblach, zeigt der digitale Tacho 83,6 km/h an. Das Rad liegt den- noch wie ein Brett auf der Straße – kein Flattern, kein Ausbrechen und als es Reportage INFOS Die sechs Messner- Museen MMM – die drei großen M sind das Symbol für die Messner- Mountain-Museen. Fünf davon befinden sich in Südtirol, das sechste, Dolomites, wie der Name schon sagt, in den Dolo- miten. MMM-Corones: In dem Muse- um auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes (in 2275 Meter Höhe) geht es vor allem um den traditionellen Alpinismus. Für Reinhold Messner ist das jüngs- te seiner Bergmuseen ein Ort der Stille, der Entschleunigung und unvergessener Ausblicke. MMM-Dolomites: Es ist der Erschließung der Dolomiten ge- widmet. Vom Dach des Muse- ums auf dem Monte Rite (2181 m) bietet sich ein Rundblick auf den spektakulärsten Dolomi- ten-Gipfel. MMM-Ripa: Ri bedeutet bei den Tibetern Berg, Pa Mensch. Das Museum zeigt mit Ausstellun- gen und Filmen den Alltag der Menschen in den Bergen. MMM-Firmian: Das Thema ist die Auseinandersetzung zwi- schen Mensch und Berg. Nicht nur, wenn es darum geht, den Gipfel zu bezwingen, sondern auch beim Heben seiner Bo- denschätze. MMM-Juval: Der Mythos Berg – heilige Berge. Achtung: Das Museum ist im Juli, manchmal auch im August geschlossen. MMM-Ortles: Eis und Dun- kelheit sind die Themen der unterirdischen Anlage in Sulden am Ortler. Weitere Informationen, auch die genauen Öffnungszeiten, vor allem für diejenigen, die sich die Tour selbst organi- sieren möchten, gibt es im Internet unter http://www. messner-mountain-museum.it (deutschsprachig). – rt – www.abenteuer-magazine.de | 11