MTB-Pionier Centurion wird 40

Die Magstadter finden die Grundlage des Erfolgs in Asien

von Karlheinz Reichert

Mancher Unternehmer muss, um in Deutschland Erfolg zu haben, einen Umweg über Asien machen. Wolfgang Renner aus Magstadt kann ein Lied davon singen.

1981 konstruierte er mit seinen damaligen Partnern Rudolf Messingschlager und Ekkehard Teichreber einen neuen Fahrradrahmen und ließ sich in Japan ein verkaufsfertiges Modell bauen – das erste Mountainbike für Europa. Doch das neue Produkt sorgte für Irritationen: „Die Leute dachten, es handele sich um ein BMX-Rad für Erwachsene. Mit dem Fahrrad durch den Wald zu fahren, erschien damals völlig absurd.“
Während das Mountainbike in den USA erste Erfolge feierte, blieb das Interesse der europäischen Händler zunächst aus. Lediglich 70 Stück seines immerhin 1800 Mark teuren Rads konnte Renner absetzen. Er hätte die Produktion womöglich einstellen müssen, wäre er nicht auf die Idee gekommen, die Markteinführung der dritten Modellgeneration mit einer spektakulären Himalaya-Expedition zu verbinden.

Durchbruch im tibetischen Hochland

Im Jahr 1987 fuhr eine 16-köpfige Gruppe um Wolfgang Renner und den Oberstdorfer Bergsteiger Andi Heckmair vom über 3000 Meter hoch gelegenen tibetischen Lhasa-Tal bis nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Der etwa 1100 Kilometer lange Weg führte elf Tage auf steinigen und staubigen Pisten über mehr als 5000 Meter hohe Pässe.
Zur Verblüffung auch der Beteiligten kamen die Räder mit den Strapazen viel besser zurecht als die Fahrer selbst: Außer sieben platten Reifen gab es keine Materialausfälle. Das robuste neue Modell wurde anschließend als „Centurion Explorer Lhasa-Kathmandu“ verkauft. Was als Ladenhüter zu enden drohte, schaffte nun den Durchbruch auf dem deutschen Markt. Ab 1988 erlebte das Mountainbike einen Boom, der die Geschäfte der gesamten Branche beflügelte.
Jede Menge Preise
Der Pioniergeist von Wolfgang Renner und Centurion war damit keineswegs erschöpft. Immer wieder gingen die Magstadter in den letzten Jahrzehnten mit technischen Neuerungen voran. So etwa mit dem Versuch, komplette Rahmen aus Karbon zu gießen. Oder: 2001 wird die Hinterbau-Federung, die Centurion und der taiwanesische Hersteller Merida nach einjähriger Entwicklungskooperation auf den Markt bringen, von der Branche als wichtigste Neuheit des Jahres gefeiert.
Preise und Auszeichnungen heimst Centurion en masse ein. „Sieger beim European Bike Contest“, „Bike des Jahres“ oder die Bewertung „super“, die ein Fachmagazin extra wegen der Magstadter Marke neu einführte, zeugen davon.
Alleine wäre Centurion, vor allem wegen der Entwicklungskosten, kaum noch lebensfähig. Wolfgang Renner ging deshalb auch wirtschaftlich den Weg über Asien und hat seine Marke in die Merida-Centurion-Germany GmbH eingebracht, die ihren Sitz in Magstadt hat.

Hier gibt es den Film zum runden Geburtstag: